Transkript - Arbeit, Teil 1
Lisa: Hallo und herzlich willkommen beim spoken german podcast. Ich heiße Lisa, ich bin Deutschlehrerin, und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. In dieser Episode geht es um das Thema Arbeit. Ich habe meine Freund*innen gefragt, ob sie einen Traumberuf haben, was ihnen in einer Arbeit besonders wichtig ist und was sie in einem Job nicht ertragen könnten. In diesem ersten Teil hört ihr die Antworten von Tonia, Leo, Christina und Vladi. Hier ist zuerst Tonia:
Tonia: Ich unterrichte Deutsch als Fremdsprache, freiberuflich. Also, ich arbeite an Unis, Sprachschulen, und versuche eigentlich zurzeit, mich selbständig zu machen, das heißt mit eigenen Kunden. Mein Traumjob ist [es], Schriftstellerin zu sein. Also früher, als ich viel jünger war, da wollte ich Schauspielerin werden, aber inzwischen, also, vor paar Jahren, da dachte ich mir, na, ich weiß nicht, also es macht schon Spaß und ich hatte ja so’n bisschen Theater gespielt, in Pfalzbau hatten die so Laienstücke aufgeführt und da hatte ich mitgemacht, hatte halt so’n paar Nebenrollen, das war ganz lustig, diese ganze Uraufführung und diese ganze Gemeinschaft hinter den Kulissen, das war echt schön, aber ich dachte mir dann nee, also, beruflich würde ich das dann doch nicht machen. Und ja, seit ein paar Jahren, oder seit längerem eigentlich, würde ich gern Vollzeit schreiben. Ich schreib zwar schon und klar, kann ja jeder machen, ist ja ungeschützter Beruf, aber ich verdien’ ja leider nichts dran, insofern… Ich hab noch einen, aber der ist unrealistisch, weil ich halt keine Musik mache. Aber ich wär’ gern Musikerin! Ich würd’ super gern ein Instrument spielen können, richtig gut, von mir aus Gitarre oder Klavier, und dann so Singer-Songwriter wär’ ich gern, ich singe halt auch gern. Hab früher auch super viel gesungen, meine arme Familie! Aber ja, ich hab halt nie als Kind irgendein Instrument gelernt, leider, spiele jetzt ein bisschen Gitarre, aber klar, das ist wirklich Anfängerniveau. Das werd’ ich wahrscheinlich auch nicht in den nächsten Jahren irgendwie perfektionieren können, glaub ich jetzt nicht, weil ich halt eher ja, mehr schreibe als jetzt irgendwie übe. Aber das wäre so’n Traumjob. Aber klar, das Realistischere, sag ich mal, wo ich es mir auch wirklich vorstellen kann, weil ich ja auch schreibe, macht ja mehr Sinn als „ich werd’ jetzt Musiker, ich kann aber kein Instrument spielen!“ ist schon, ja, das Schreiben, einfach als Vollzeitjob, dass man davon leben kann, und man teilt sich seine Zeit auf, ist zuhause oder im Café, schreibt, das klingt einfach toll und … ich mag meinen Job, den ich grad hab, also ich hab mit Leuten zu tun, das ist schon mal gut, beim Schreiben ist [es] halt nicht so, da ist man schon ein bisschen allein, isoliert, aber ja, es ist einfach ein schöner, kreativer Beruf, kann ich mir vorstellen.
Lisa: Was ist dir in einer Arbeit generell am wichtigsten?
Tonia: Ja, dass ich einfach zufrieden bin am Ende des Tages, also dass ich etwas mache, was mir Spaß macht. Klar, es kann nicht immer toll sein, aber am Ende des Tages kann ich sagen, okay, der Job macht mir Spaß, er liegt mir, und ja, da ist mir eigentlich die Bezahlung jetzt auch nicht das Wichtigste, muss ich zugeben. Also immer wenn es um Freizeit geht und Bezahlung, dann entscheid’ ich mich immer für die Freizeit. Deshalb geht‘s mit dem Freiberuflich-sein, ich find’s toll, also ich hab keinen Chef, keine Chefin, und es ist schon ein bisschen kreativ, weil ich muss ja den Unterricht planen und ich bastle da auch gerne rum, mit PowerPoint und so anderen Apps, damit das [ein] bisschen spannender wird, so Quizlet oder so was, Karteikartenquiz, oder Kahoot-Quizze, also es macht auf jeden Fall Spaß, es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Also, das ist mir wichtig, dass es sich nicht wie Arbeit anfühlt und dass ich immer noch Freizeit hab, ja. Aber trotzdem eben am Ende des Tages sage, okay, das ist ne sinnvolle Arbeit, es ist jetzt nicht irgendwas Stupides, die Leute haben Spaß, und sie lernen was, und dass man etwas für jemanden getan hat und dass es jetzt nicht umsonst war oder irgendwas Blödes. Ja, ich denke, das sind so die wichtigsten Punkte.
Lisa: Und welche Dinge könntest du überhaupt nicht ertragen in einem Job?
Tonia: Das ist so’n typischer Bürojob, also von neun bis sechs oder acht bis fünf, so was, wo ich wirklich nur am Computer bin, E-Mails beantworte, nicht wirklich Kontakt habe zu anderen Leuten, nur halt per E-Mail, per Telefon, und irgendwelche Beschwerden, wo ich immer das Gleiche mache, ne, so monotone Arbeit, wo wir Meetings haben ein- bis zweimal pro Woche – grad, wo ich was erledigen wollte, kam das Meeting, ja! Also, wo ich dann dachte, oh Gott, jetzt schon wieder! Ist halt so unnötig, man muss dann immer sagen, was man so gemacht hat die Woche, kein Mensch weiß sowieso, was jeder macht, ne, man sagt’s halt einfach, und dann geht’s um die Runde, und dann ist so die Zeitverschwendung, und dann natürlich die Mitarbeiter halt, Chef und Kollegen, also wenn die komisch sind, dann ist das für mich ein No-go, also wenn der Chef richtig ätzend ist, ja, so total unfreundlich und kein Verständnis für die Mitarbeiter [hat], das ist für mich das Allerschlimmste. Wenn man auch ein Büro teilt mit jemandem, mit dem man überhaupt nicht zusammenpasst, hat ich auch schon mal, da hatte ich echt – wirklich, ich übertreib nicht – ich war dann in der Straßenbahn, ich fuhr dahin, und ich bin dann an der nächsten Haltestelle ausgestiegen, ich konnte nicht dahin. Und ich bin zurückgefahren. Ich bin wirklich so [ein] paar Haltestellen, dann raus, ich hab wie so ne Panikattacke irgendwie, ja, es hat mich richtig krank gemacht, der Job. Also sobald der dich krank macht, nichts wie weg! Das war nur ein Jahr und das war vorübergehend, und es war absehbar, und ich brauchte einen Job, nachdem ich zurückkam aus dem Ausland erstmal, also hab ich erstmal alles genommen, was kam, leider. Ich hab wirklich die Tage gezählt, wie im Knast, ne, wo man ritzt… an der Wand die Striche da ritzt. Nee, also ganz ehrlich, das tut mir leid, aber es war leider so. Also, ich denke, es kommt darauf an, was dir wichtig ist. Ich denke, viele sagen immer, das Gehalt ist wichtig und dann ist gut, dann nehm’ ich alles andere in Kauf. Bei mir, wie gesagt, es muss Spaß machen, also es muss mir gefallen, und dass ich die Zeit auch so gut einteilen kann. Bisschen flexibler als dieses rigide von-da-bis-da. Das ist mir am wichtigsten. Ich denke, jeder Job hat so’n paar Nachteile. Meiner ist eben die Bezahlung, ne, klar. Ich denk mir, da hat einer studiert, ne, ich hab zwei Master, und ich werd’ beschissen bezahlt, muss ich sagen, da muss man wirklich von einem Honorarjob zum anderen rennen.
Lisa: Was hast du so über dich selbst in deinem Arbeitsleben gelernt?
Tonia: Ja, dass man sich so schnell einarbeitet in irgendwas, auch wenn’s vielleicht nicht Spaß macht, aber nach [ein] paar Wochen bist du da so richtig drin und das ist immer ganz schön zu wissen, dass man das hinkriegt, ne? Aber ansonsten, gut, also, dass ich wirklich einen Job habe, der mir liegt, also das find ich halt gut. Und, ich denke auch vom Charakter her, dass das passen muss. Weil als Lehrer ist man schon so [ein] bisschen Entertainer und dann dachte ich, hmm, das wollte ich ja früher mal werden, ne, so [ein] bisschen Schauspieler und Comedian und so’n Kram. Und das kann man da so’n bisschen einbauen. Also ich merk das schon, dass ich das echt gerne mag. Also, am ersten Tag bin ich immer so [ein] bisschen nervös, weil ich die Leute nicht kenne. Aber sobald ich sie kennenlerne, am zweiten Tag ist das alles kein Problem, ist wirklich nur der erste Tag. Aber dann, ja, find ich’s gut, und also kann ich so [ein] bisschen einbauen, diese alten Träume oder Wünsche in diesen Job irgendwie. Ich denk, das ist wichtig.
Lisa: Tonia unterrichtet seit über zehn Jahren Deutsch als Fremdsprache und bietet auch Onlinekurse an. Ihr könnt zum Beispiel eine kostenlose 20-minütige Probestunde mit ihr buchen. Alle weiteren Informationen findet ihr auf ihrer Webseite, www.antoniamarkou.courses. Als nächstes hört ihr Leo.
Leo: Was ist mein Traumberuf? Das ist ne sehr gute Frage, ist ne Frage, die ich mir jetzt vor kurzem erst relativ häufig eigentlich so’n bisschen gestellt habe, wo ich einfach mal wieder hinterfragt habe, was ich denn eigentlich gerne machen würde, wenn mir alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen würden. Und ich weiß nicht, ob ich dazu ne Antwort habe, um ganz ehrlich zu sein. Weil ich arbeite im Moment halt für ne große Techfirma, ne amerikanische Techfirma, und der Job ist eigentlich ziemlich gut, gibt mir sehr, sehr viel Flexibilität, [ich] kann von Zuhause aus arbeiten oder irgendwo, solange ich Laptop und Internet habe, ist eigentlich ziemlich gut, und die haben sehr gute benefits [Zusatzleistungen] auch, haben halt Versicherung und alles mit drinne, und so grundlegend ist das ein sehr, sehr guter Job, über den ich mich eigentlich gar nicht beschweren will, aber – und da haben wir wieder das große Aber! – ich komm halt eigentlich mehr aus dem kreativen Bereich, meiner Meinung nach, oder ich wollte eigentlich immer im kreativen Bereich arbeiten. Und den Job, den ich jetzt momentan mache, kann man jetzt nicht wirklich als kreativ bezeichnen, weil es mehr so consulting ist und Beratung. Und ich arbeite sehr, sehr gerne mit Menschen zusammen, das war schon immer ne Sache, die ich generell gerne machen wollte. Aber ich glaube, manchmal, der ganze Punkt, wo es jetzt hier sag ich mal um Geld und Business und alles geht, ist so ne Sache, wo ich manchmal nicht verstehe, wie ich in das Ganze so reingerutscht bin. Auch wenn ich denke, dass ich meinen Job relativ gut mache. Hättest du mich damals gefragt, also als ich jung war, hatte ich halt keine wirkliche Ahnung, was ich machen wollte, also ganz am Anfang, als ich fast mit der Schule fertig war, hab ich immer gesagt, oh, ich will entweder Sozialarbeit machen oder ich will mit Tieren arbeiten, und keine von beiden Sachen ist wirklich passiert. Psychologie hatte mich eigentlich auch immer sehr interessiert, und interessiert mich heute auch immer noch sehr, weil ich eigentlich sehr gerne Konversationen halte und mich sehr gerne über sehr viele verschiedene Themen unterhalte und auch wirklich einfach es immer sehr interessant finde, wie andere Leute andere Perspektiven im Leben haben und wie Leute mit Situationen umgehen und alles, aber ich war halt nie wirklich sehr gut, um die Schulbank zu drücken oder studieren. Und ich hatte jetzt vor kurzem selber vor zwei, drei Wochen, als wir quasi aus Weihnachten wieder rausgekommen sind und dann frisch zurück in die Arbeit, hatte ich so wirklich ein, zwei Wochen, wo ich total down war, wo ich wirklich gesagt habe, ich kann das nicht mehr machen, und hab dann so mal drüber nachgedacht, was kannst du denn sonst machen. Ich könnte Fotografie versuchen, vollzeitmäßig zu machen, das hab ich studiert, das liegt mir, das ist eigentlich auch mein Hobby und meine Leidenschaft, aber das Problem, was ich von mir selber weiß, ist, dass ich einfach zu faul bin, oder nicht diesen drive [Energie, Tatendrang] habe wie andere Leute, selbständig zu sein, weil die Arbeit, die ich jetzt momentan habe, der Job, ist sehr sicher und wie gesagt, ich muss mir nicht jeden Monat dann den Kopf zerschlagen, wo das Geld herkommt und wie ich die Miete zahle und dies und das. Aber auf der anderen Seite muss man dann halt auch wieder darüber nachdenken, was man mit seinem Leben machen will, und dass man eigentlich was machen sollte, was einem gefällt und liegt, auch wenn’s jetzt nicht unbedingt tonnenweise Geld macht. Und das ist für mich so momentan so’n bisschen, worüber ich sehr viel nachdenke, so diese Balance, was brauchen wir eigentlich im Leben, was sind so die wichtigsten Dinge und die notwendigsten Sachen, und was ist halt extra, und wo haben wir uns zu sehr eingelebt und sind einfach so’n bisschen zu verwöhnt, und was brauchen wir eigentlich wirklich im Leben. Und ja, [ich] hab keine Antwort dazu und hab deine Frage eigentlich auch nicht wirklich beantwortet, das tut mir leid, aber ich weiß nicht wirklich, was mein Traumberuf wäre, muss ich ganz ehrlich sagen, weil jeder Job nach ner Weile einfach auch dann wieder nur Arbeit ist. Also, selbst wenn’s dein größtes Hobby ist, sobald es zu deiner Arbeit wird, du damit dein Geld verdienen musst, kann man sehr schnell manchmal denk ich auch so’n bisschen die Leidenschaft an Sachen verlieren, und da hab ich halt so’n bisschen Angst vor. Und deswegen werd’ ich wahrscheinlich noch ne ganze Weile in meinem Job bleiben, es sei denn, es würde sich jetzt schlagartig irgendetwas ändern. Was mir am wichtigsten bei der Arbeit ist, kann ich jetzt wirklich nur von meinen Jobs, sag ich mal so, ausgehen, die ich vorher hatte. Ein bisschen Vielfalt drin zu haben, also ich könnte jetzt nicht nen stupiden Job machen, wo du jeden Tag wirklich dieselben Aufgaben hast, denselben Rhythmus, denselben Workflow, und immer nur dasselbe machst, weil das wird sehr monoton und langweilig. Da würde mir wahrscheinlich einfach nur die Decke auf den Kopf fallen. Ich mag es schon, so’n bisschen in meiner Komfortzone, sag ich mal, drin zu sein, wo man weiß, was man macht und nicht unbedingt immer sich den Kopf zerbrechen muss, weil ich mit Stress leider nicht sehr gut umgehen kann. Aber was man dann braucht, und das hab ich in dem Job eigentlich auch ganz gut, ist wirklich so’n bisschen support [Unterstützung]. Ich arbeite gern mit anderen Leuten zusammen, ich arbeite gern in Teams, weil ich da einfach viel mehr Energie, sag ich mal, rausbekomme, und man dann so Ideen miteinander austauschen kann. Und weil momentan, wenn ich von Zuhause aus alleine arbeite, ist es immer so’n bisschen dieser Selbstzweifel, weil du hast halt nicht wirklich jemanden, von dem du so’n bisschen nen Schub, sag ich mal, bekommen kannst, oder wenn du an dir zweifelst, dass die Leute dich so’n bisschen wieder zurück [aufs richtige Gleis] bringen. Ich krieg das schon von meinem Team und alles und von meinen Managern, also ich hatte eigentlich auch immer ziemlich gute Erfahrungen soweit, aber für mich ist halt so Teamarbeit, Teamgeist, ganz gut, dass man auch Manager und alles hat, die auf Augenhöhe mit dir sind. Also Sachen, mit denen ich absolut nicht umgehen könnte – und das seh’ ich halt leider immer noch sehr viel bei anderen Leuten – sind so Teams, wo die die Leute direkt unter’n Bus werfen, sag ich mal, um einfach nur das zu bekommen, was sie wollen. Also, ich könnte niemals im Verkauf oder in Sales arbeiten, weil’s da wirklich immer nur um Quoten geht und Geld machen und du musst so-und-so-viel Geld zum ersten Quartal oder so was reinbekommen, um halt deinen Bonus und alles zu bekommen, das ist so sehr ich, ich, ich-bezogen. Wie kann ich mehr Geld, mehr alles, bekommen? Und das liegt mir einfach gar nicht. Also, natürlich ist Geld wichtig, das kann man nicht abstreiten, aber für mich ist es halt sehr wichtig, dass man wirklich so’n bisschen was aus der Arbeit auch rausbekommt, also auch ein gutes Gefühl von der Arbeit, was man jetzt erreicht hat und was man gemacht hat. Also ich helfe Leuten sehr gerne. Und was ich absolut nicht haben kann, sind diese Hierarchien, wo Leute auf dich runterschauen, oder wo Leute dich unter’n Bus werfen einfach nur um ihre eigene Agenda, sag ich mal, durchzubekommen. Also, ich brauch halt wirklich gute Voraussetzungen, ich brauch Offen- und Ehrlichkeit, guten Teamgeist, wenn man in Teams arbeitet, und ich möchte, dass meine Arbeit validiert wird, wenn man auch wirklich sehr viel arbeitet und in die Sache reinsteckt, und das, was ich halt absolut nicht kann, sind genau die Gegenteile, wo diese Sachen halt einfach nicht funktionieren.
Lisa: Hier ist Christina, die ihren Kindheitstraum tatsächlich zum Beruf gemacht hat.
Christina: Meeresbiologie! Punkt.
Lisa: Und warum?
Christina: Und warum? Weißt du, das ist lustig, das weiß ich nicht! Das war schon immer das, was ich machen wollte, seit der Grundschule, [da] mussten wir mal nen Aufsatz schreiben, den hab ich auch noch, wo da drauf steht, ich möchte gern Meeresforscherin werden! Ich weiß es halt ehrlich gesagt gar nicht, da ich ja nicht mal in der Nähe vom Meer groß geworden bin oder so. Ich vermute aber, das hab ich jetzt die letzten Jahre während des Studiums rausgefunden, dass es damit zusammenhängt, dass seit 1980 übelste Kampagnen gemacht wurden für Buckelwale, um die vom Aussterben zu retten, und ich denke, dass ich da irgendwo was abbekommen habe, [ein] bisschen unterschwellig ge-brainwashed wurde oder so was. Buckelwale waren immer meine Lieblingstiere, wie gesagt, keine Ahnung woher, weil ich hab die Viecher ja noch nie gesehen gehabt, live. Also offiziell bin ich Meeresbiologin, auch wenn es eigentlich nur mein Bachelor war, und mein Master war ja in Conservation Behaviour [Artenerhaltung & Verhaltensforschung] obwohl ich die These dann halt auch auf Delfine spezialisiert habe, aber der Master an sich war nicht Meeresbiologie, aber mein Bachelor, der zählt für mich auch, meine vier Jahre, das ist das, was wirklich zählt für mich. Genau, ich bin jetzt im wunderschönen County Kerry, in Irland, wohne echt mitten im Nirgendwo und arbeite mit der UCC, also University College Cork, in Kerry, haha, also das ist ein Projekt, ein EU-Projekt, zwischen ner Halbinsel in Wales und ner Halbinsel halt, wo ich jetzt grad drauf wohne, die heißt Iveragh, und ich bin da halt eine der Meeresbiologen hier im Projekt und ich schaue grad, was es hier draußen so gibt, Wale und Delfine, versuche – Gott, ich kann das alles nicht auf Deutsch! – die community, die…
Lisa: Gemeinschaft?
Christina: Ja, die Leute, die halt hier auf der Halbinsel wohnen, quasi, versuch ich einzubeziehen und die dafür zu interessieren, dass sie nach Walen und Delfinen halt auch Ausschau halten, weil halt besonders hier auf der Halbinsel ist ein Defizit an Daten für Wale und Delfine, besonders in den zwei Buchten, also Dingle Bay und das darunter ist Kenmare Bay. Ich gucke jetzt halt gerade, wann Wale und Delfine da sind und wann sie nicht da sind, und ich hoffe, dass das halt dann nach mir Leute dann weitermachen. Also, das heißt echt, ich geh jeden Monat raus, setz mich an verschiedene Punkte auf der Halbinsel und guck da halt aufs Wasser anderthalb Stunden lang und gucke, ob da irgendwas aus dem Wasser rausspringt, quasi, und so sehen wir dann aber nicht nur, wenn was da ist, aber auch, wenn was nicht da ist, was halt auch wichtig ist zu wissen, dass man halt dann sagen kann, okay, in dem und dem Zeitraum ist es halt unwahrscheinlicher, dass Delfine und Wale da sind. Ja.
Lisa: Sehr cool. Und die Arbeit macht dir Spaß, nehm ich an?
Christina: Ja, momentan macht’s Spaß.
Lisa: Was gefällt dir am meisten daran, oder was ist das Wichtigste für dich in einem Beruf allgemein?
Christina: Also, das Wichtigste in meinem Job ist mir, besonders nachdem ich halt schon ne Ausbildung in Deutschland gemacht hatte und auch noch angefangen hatte mit Studieren in Deutschland und dann hier halt in Irland halt viele Jahre gearbeitet in nem Customer Service Center, hab ich dann halt gemerkt irgendwann, nee also, geht halt nicht, Geld ist schön und gut, aber es ist für mich halt einfach nicht das Wichtigste. Jetzt kotzt [es] mich grad an, nicht so viel Geld zu haben, nicht wirklich geil, aber dafür seh’ ich jetzt halt irgendwo das größere Bild, das Gesamtbild irgendwo, dass ich halt Erfahrungen sammle und dann vielleicht irgendwann meinen Traumjob dann hab. Also das ist jetzt nicht mein Traumjob hier, auch wenn’s geil ist, besonders nach Galway halt mal in Kerry zu wohnen, weil’s hier echt wunder, wunderschön ist. Ja, wichtig ist mir halt, dass ich was mache, was mich erfüllt, wo ich Sinn drin sehe, wo ich irgendwie meinen Teil mit leisten kann, nicht unbedingt in der Gesellschaft, die interessiert mich nicht so viel, aber für den Planeten als ganzes irgendwie, oder die Natur, das, was wichtig ist, weil die brauchen wir nämlich. Da seh’ ich mehr Sinn drin als irgendwo, keine Ahnung, an der Börse zu arbeiten und nen Porsche zu fahren oder keine Ahnung, so was halt.
Lisa: Find ich super, dass du das machst. Was könntest du in einem Job überhaupt nicht ertragen?
Christina: Ja, ich weiß, ich hab da drüber nachgedacht, mir fällt nix wirklich ein. Was haben denn andere Leute als Beispiele genannt?
Lisa: Ich glaub, den meisten ist ne gute Beziehung zu ihren Kollegen und Vorgesetzten wichtig.
Christina: Oh, stimmt. Das ist wichtig. Also das fand ich auch in meinem letzten Job, den ich die letzten fünf Jahre gemacht hab – während ich studiert hab, hab ich nebenbei in nem Internetcafé gearbeitet, und das hat mir auch extrem geholfen, dadurch, dass ich ja halt eine mit der ältesten war in dem Studiengang, und für mich gab’s echt nur Studium und Arbeit, und da war’s mir halt super wichtig, da nen boss [eine Chefin] zu haben, die gleichzeitig auch ne Freundin war oder ist. Also, das war jetzt allerdings auch ein Extremfall, glaub ich, aber generell Kollegen – das kenne ich halt von meinem letzten Job in Cork so, im Customer Service – das war eigentlich das, was mir am wichtigsten war in dem Job, die Beziehungen mit meinen Kollegen, da meine Freundinnen rechts und links von mir sitzen zu haben, den ganzen Tag schön quatschen zu können… Aber ich meine, selbst wenn man sich nicht mit denen versteht, ich mein, durchbeißen würd’ ich mich dann trotzdem, glaub ich…
Lisa: Hast du irgendwas über dich so gelernt über die Jahre, im Arbeitsleben?
Christina: Ich sag mal so, wär ich in dem alten Job geblieben jetzt in Cork, hätte ich ein bequemes Leben haben können, weißte ich, ich hätte mir irgendwann mal genug Geld angespart, [um] ein Haus zu kaufen etc, und da hab ich aber halt gemerkt, dass das definitiv nicht das ist, was ich will, was für mich wichtig ist. Ich denke generell, aus jedem Job nimmt man irgendwie was Positives mit, egal wie bescheiden der Job war… Obwohl ich so nachgedacht [hab], was mein schlimmster Job war, ich wüsste da jetzt gar nix, da hab ich wohl echt Glück gehabt, ich hatte nie nen richtigen Scheißjob wirklich, hab’s auch immer geschafft, dann echt Jahre in den Jobs zu bleiben, auch wenn das nur nebenbei war, aber ja, ich glaub, ich versuch mich generell immer [auf die] positiven Sachen zu konzentrieren, besonders wenn’s dann halt mal nicht so geil ist… Und dann geht das halt irgendwie immer, aber…
Lisa: Du bist also nicht so deutsch wie ich. Ich konzentrier mich immer auf das Negative!
Christina: Vielleicht mach ich das, aber… Also besonders bei dem letzten Job, weil da hat man sich dann halt untereinander immer so aufgeregt, aber es war für mich nicht wirklich ein Grund zu sagen, okay, nee, ich geh jetzt, weil dann halt trotzdem die Kollegen, wie gesagt… ich mein, ich hatte Eileen direkt neben mir sitzen, mit der ich super dick bin, und wie gesagt, wir haben den ganzen Tag nur gequatscht – und super viel gearbeitet natürlich! Also, ohne Scheiß! Aber… Das klingt vielleicht nicht so, aber trotzdem hat man uns irgendwie – das haben mir andere Leute dann halt im Nachhinein gesagt – man hat uns trotzdem irgendwie den ganzen Tag nur quatschen gehört. Also ich weiß nicht, wie wir das geschafft haben, aber irgendwie…
Lisa: Als letztes hört ihr in dieser Episode Vladi…
Lisa: Erste Frage: Was ist dir in einer Arbeit oder einem Beruf besonders wichtig?
Vladi: Besonders wichtig… Also die Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen, würd ich sagen. Damit mein ich, dass man sich so zwischenmenschlich auch gut versteht und dass man so auch [ein] bisschen über private Sachen reden kann. Also, okay, bei der Arbeit ist man da, um zu arbeiten, aber ganz ehrlich, man kann sich nicht nur den ganzen Tag über Arbeit unterhalten. Also, ich brauch da auch während der Arbeit ein kleines bisschen Ablenkung, und da sind gute Kollegen und Kolleginnen ganz wichtig. Ein gutes Verhältnis zu einer Chefin zu haben ist auch ganz wichtig, weil wenn das nicht klappt, dann ist es ein bisschen blöd.
Lisa: Stimmt, ja, haste Recht. Ich denke auch, ne Arbeit kann ganz toll sein, aber wenn die Kollegen… wenn du dich mit denen nicht verstehst, dann macht’s überhaupt keinen Spaß, während, wenn du ne Arbeit hast, die nicht besonders toll ist, aber du hast nette Kollegen, kannst du es länger auch aushalten, ne?
Vladi: Genau richtig.
Lisa: Und was wäre dein Traumberuf?
Vladi: Ist ne sehr gute Frage. Ich hab mich auch neulich mit irgendjemandem darüber unterhalten. Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Beziehungsweise ja, es gibt nen Traumberuf, natürlich, aber das ist für mich jetzt im Augenblick nicht realistisch. Und das wäre dann… naja, im Englischen heißt es „nose“, also im Deutschen dann halt Parfümeur, zu sein, wäre zum Beispiel mein Traumberuf, Parfüms zu kreieren, aber das ist jetzt nicht so ein realistischer Wunsch, würd ich sagen. Da braucht man schon… vielleicht nicht unbedingt ein Studium, aber ja, also man muss sich da schon gut mit Chemie und allem möglichen auskennen, was jetzt leider auf mich nicht zutrifft. Und irgendwie nochmal irgendwas zu studieren, das kommt jetzt für mich nicht in Frage. Aber das wäre mein Traumberuf… Ansonsten, irgendwas, was [realistischer] ist, ich wüsste es nicht, aber auf jeden Fall müsste es irgendwas Kreatives sein, entweder irgendwas mit Fotografie oder gegebenenfalls Schreiben… Aber was es genau sein könnte, weiß ich leider nicht. Um mal ganz pessimistisch zu sein, ich hab’s aufgegeben. Keine Ahnung, ich hab mich jetzt damit zufriedengegeben, was ich jetzt mache. Und schlimm find ich’s nicht.
Lisa: Das hört sich ein bisschen deprimierend an, Vladi, aber nur ein bisschen! Wie wär’s denn mit Parfümtester, das machst du doch sowieso schon!
Vladi: Gibt es so was? Also, ich mein, es ist auch zum Beispiel ziemlich schwierig, also nicht Parfüm testen, sondern halt über Parfüm schreiben, so Reviews, also ja, da muss man sich auch schon ein kleines bisschen mehr mit Parfüms auskennen… also, ein Wissen haben, das ich jetzt im Moment nicht besitze. Und daraus ne Karriere zu machen, oder nen Job, ist auch nicht sehr einfach. Ja, ich wollte nicht pessimistisch sein, aber ich bin realistisch und pragmatisch.
Lisa: Aber es ist ja auch nicht für alle Menschen gleich wichtig, ne, also jetzt zum Beispiel Karriere machen oder seinen Traumjob zu finden, ist ja nicht jedem besonders wichtig. Manche haben vielleicht … denken, ihre Freizeit ist wichtiger, zum Beispiel, ne?
Vladi: Und zu diesen Leuten gehöre ich. Ein Job ist für mich halt ein Job, irgendwas, was ich so machen muss. Ich will auch nicht, dass es irgendwas über mich aussagt, über meine Person. Ist halt nur ein Job, und ich brauch einen Job, um Rechnungen zu zahlen und Parfüms zu kaufen. Ich bin schon zufrieden damit, dass ich meinen Job mag und mich nicht langweile. Da bin ich schon zufrieden. Und dass ich… Ich muss jetzt nicht super viel verdienen, aber dass ich einfach genug verdiene, um mir die Sachen zu leisten, die mir wichtig sind.
Lisa: Was könntest du überhaupt nicht ertragen in einem Job?
Vladi: Zu viel Stress. Ich glaube, jeder Job hat ein gewisses Level an Stress und für jeden ist es so unterschiedlich, wie viel ist zu viel. Also, das, was zu viel für mich wäre, ist für mich ein No-go. Die Arbeit mit nach Hause zu bringen mag ich nicht, will ich nicht, mach ich nicht! Lisa, sobald ich aus der Tür bin, um – wann geh ich denn nach Hause? Um 15:35 Uhr – existiert die Arbeit für mich in den meisten Fällen gar nicht mehr oder ich will nicht mehr über die Arbeit nachdenken, ich will nicht von Zuhause arbeiten, die Arbeit existiert nicht mehr für mich. Ich brauch einfach ne Struktur, so funktioniert das für mich. Wenn ich mir meinen Arbeitstag selber gestalten müsste, ich glaube, das würde nicht so gut klappen.
Lisa: Und das war der erste Teil unserer Episode zum Thema Arbeit. Der zweite Teil kommt in den nächsten Wochen. Wenn euch dieser Podcast gefällt, vergesst nicht, ihn mit euren Freundinnen und Freunden zu teilen. Bleibt gesund und bis bald!
Umgangssprachliche Ausdrücke
der Knast = das Gefängnis
die Schulbank drücken = zur Schule gehen
sich den Kopf zerschlagen = sich lange über etwas Gedanken machen
mit jemandem (super) dick sein = sich mit jemandem sehr gut verstehen, sehr gut befreundet sein
Kein Scheiß! = Ohne Witz! Ganz ehrlich!