Transkript – Deutschsprachige Lieblingsstädte
Lisa: Hallo und herzlich willkommen beim spoken german podcast. Ich heiße Lisa, ich bin Deutschlehrerin, und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. In dieser Episode geht es um deutschsprachige Lieblingsstädte. Ich habe die beiden Christinas sowie Vladi, Tonia und Nicola gefragt, welche Stadt im deutschsprachigen Raum ihnen am meisten gefällt und warum. Hier ist die erste Christina:
Christina: Meine liebste deutschsprachige Stadt ist Berlin, die Stadt, in der ich lebe. In keiner anderen finde ich eine so gute Mischung aus Kultur und Subkultur, und vor allen Dingen auch Clubkultur, aus Geschichte und Natur, aus zugegebenermaßen auch mal rauhem Ton, aber dahinter auch viel Herzlichkeit und Humor, aus teilweise viel Chaos und Schmutz, aber eben auch sehr viel Schönheit und Besonderem, aus alternativen und schrägen Lebensentwürfen und gerade deshalb gegenseitig so sein lassen wie man ist. Ich mag auch Zürich sehr, und doch ist es mir etwas zu glatt und die Bewohner*innen zu unnahbar. Und in Wien war ich leider immer noch nicht, aber aus dem, was ich davon höre, wär’s mir vielleicht doch etwas zu gemütlich. Und auch zu keiner anderen deutschen Stadt könnte ich wohl die bisweilen auch Hassliebe, aber überwiegend Liebe empfinden wie für Berlin und seine mal mehr, mal weniger große Abgefucktheit. Peter Fox hat diesen Widerstreit sehr schön in seinem Song „Schwarz zu Blau“ auf den Punkt gebracht:
„Du bist nicht schön und das weißt du auch
Dein Panorama versaut
Siehst nicht mal schön von Weitem aus
Doch die Sonne geht grade auf
Und ich weiß, ob ich will oder nicht
Dass ich dich zum Atmen brauch'.“
Lisa: Hier ist die andere Christina.
Christina: Also, meine Lieblingsstadt ist Leipzig, weil’s auch meine Geburtsstadt ist. Also ich persönlich find Leipzig so toll, weil ich den Kontrast mag, den man in der Stadt sieht, also ich mag mir Leipzig echt angucken jedes Mal, wenn ich da bin, weil man in den Gebäuden, verschiedenen Gebäudearten… [an den] Baustylen – genau, das war das Wort, wonach ich gesucht habe – sieht man die Geschichte der Stadt, und manchen Leuten gefällt das nicht so, es gab mal ne Brücke in der Innenstadt, die hieß „das blaue Wunder“, die wurde glaub ich zu DDR-Zeiten erbaut, und da hat halt irgendjemand die letzten Jahre beschlossen, dass die halt da nicht mehr reinpasst, und da hat man die abgerissen, und das Gleiche sollte glaub ich auch passieren mit der „Blechbüchse“, die wurde auch abgebaut zuerst, haben sie aber wieder aufgebaut, weil hallo, es ist, auch wenn das nen richtiger Kontrast ist, wenn man so DDR-Gebäude, sag ich mal, hat zwischen diesen hundert Jahre alten Häusern stehen, aber es ist, wie gesagt, es erzählt ne Geschichte, es erzählt die Geschichte der Stadt, ich find, es gehört halt einfach darein, und ich find den Kontrast… also, ich mag den wirklich. Also, Leipzig ist echt ne schöne Stadt, einfach nur durchzulaufen und sich anzuschauen und vielleicht auch die Geschichte ein bisschen zu erleben und zu spüren. Davon abgesehen ist Leipzig ne Stadt… was glaub ich die Wenigsten wissen… also geschichtlich hat die echt ne große Rolle gespielt. Zum einen haben wir da Napoleon besiegt, ne, also die Allierten gegen Napoleon, 1813, und dann wurde hundert Jahre später dann auch das Völkerschlachtdenkmal dann erbaut. Also erbaut wurde, ich glaub, ja keine Ahnung, neunzig Jahre oder so später, auf jeden Fall, also die haben so’n paar Jährchen gebraucht, um das fertigzubauen. Aber zum hundertjährigen Jubiläum war’s dann fertig. Also, supergeil, kann ich nur empfehlen, da mal hochzulaufen, ist echt schön, im Sommer oder im Winter. Ich weiß gar nicht, ob’s im Winter noch offen ist, aber im Winter, wenn man Glück hat, friert da vielleicht auch der Teich ein, der davor ist, dann kann man da Schlittschuhlaufen gehen. Also, echt toll. Ja, im Sommer kann man auch super baden gehen, es gibt superviele Seen in und um Leipzig, wenn’s einem zu warm werden sollte. Oder ein Eis essen an der Pinguin Eisbar. Ja, und um zurück zur Geschichte zu kommen, also was viele nicht wissen. Also Leipzig ist musikalisch ebent auch sehr bekannt, weil Leipzig ist die Bach-Stadt, weil Bach hat da gelebt und komponiert. Dann Schiller war wohl auch mal zu Besuch – also waren echt viele damals zu Besuch, da ne! – und hat da wohl irgendwas geschrieben. Oder Goethe, der Auerbachs Keller wird ja im „Faust“ erwähnt. Also, Auerbachs Keller, der ist halt auch in Leipzig, also wie gesagt, Leipzig hat echt viel zu bieten, viel zu sehen, und wie gesagt, das war halt schon immer so. Schon vor tausend Jahren war Leipzig bekannt als Handelsstadt, und [man] kennt’s heute immer noch, die Messe, die da statt… - oder Messen, die da stattfinden. Aber ja, das läuft halt bis zu über tausend Jahre zurück, als Handelsstadt, weil’s halt diese Nord-Süd-Ost-West-Verbindung hatte auf den Handelsstraßen, und da halt wirklich direkt im Zentrum lag, oder da in der Mitte lag. Ja, ich glaub, das ist soweit alles, was mir einfällt zu Leipzig und warum ich’s toll finde. Weil’s halt super interessante Geschichte hat, und kulturell ist da einfach… so viel gibt es das ganze Jahr über, Sommer wie Winter. Ach so, Winter, sollte ich vielleicht auch noch erwähnen, den Weihnachtsmarkt! Einer der tollsten, die ich bisher gesehen habe in Deutschland. Besonders der Hauptmarkt, der auf dem alten Marktplatz ist, ich find das einfach nur herrlich.
Lisa: Hier ist Vladi.
Vladi: Also, meine Lieblingsstadt ist auf jeden Fall Wien. Zugegeben, ich war seit wahrscheinlich über zehn Jahren nicht mehr in Wien und die Frage ist natürlich, wenn ich jetzt wieder Wien besuche, ob es mir auch genauso gut gefallen wird wie vor ca. zehn Jahren oder über zehn Jahren. Warum, ist ne gute Frage. Also, jedes Mal, wo ich in Wien war, hab ich mich superwohl gefühlt. Das ist das Eine. Und ich find an sich die Stadt einfach wunderschön. Es ist eine sehr gelungene Kombination aus alt und neu, also sehr viel Tradition, aber auch sehr viel Moderne[s]. Das hat mich natürlich sehr angesprochen. Ich denke auch, von der Lebensqualität würde sie mich überzeugen können, wenn ich in der Stadt leben würde. Das ist jetzt natürlich nur eine Vermutung, das kann ich nicht so genau sagen. Und was ich natürlich auch super finde, ist also die geografische Position von der Stadt, weil Wien ist nicht sehr weit von meiner Heimat entfernt. Also, dann Freunde und Familie besuchen wäre viel einfacher. Das wäre natürlich auch schön. Und Wien ist nicht so teuer wie München.
Lisa: Hier ist Tonia.
Tonia: Also, ich war noch nicht überall in Deutschland. Wenn ich frei hab oder Urlaub habe, fahr ich gerne in andere Länder. Aber Deutschland hat auch ganz viele schöne Städte. Also ich kann jetzt nicht beurteilen, welche die schönste ist, weil ich eben nicht alle gesehen habe. Aber, weil ich jetzt eine auswählen muss, nehm ich mal Heidelberg. Ich mag Heidelberg. Erstens ist die Stadt in der Nähe, ich brauch ungefähr dreißig Minuten mit dem Auto, und es ist auch eine schöne Touristenstadt. Also, Heidelberg ist immer sehr gut besucht, vor allem wegen des Schlosses oben in den Bergen. Das sieht wunderschön aus, auch sehr romantisch. Also, es ist eine alte Stadt. Soweit ich weiß, ist da auch, oder befindet sich dort, die älteste Uni Deutschlands, wenn ich mich nicht irre. Und es ist einfach… ja, die Stadt ist wie aus dem Bilderbuch. Klein, aber fein. Ne tolle Altstadt, ne Riesen-Hauptstraße voller Geschäfte und Restaurants, und dann diese schöne Brücke, wo man verweilen kann und Fotos schießen kann vom Schloss. Oder, natürlich nicht vergessen, der Neckar, ja, der Fluss. Der wertet das Ganze noch auf. Ich liebe sowieso Städte, die irgendwie am Wasser sind, ja, sei es am Meer oder am Fluss, das hat schon was Besonderes. Also, Heidelberg gefällt mir sehr gut, und ich könnte eigentlich jedes Wochenende nach Heidelberg fahren, um einfach ein bisschen, ja, so Urlaubsstimmung zu bekommen.
Lisa: Und hier ist Nicola.
Nicola: Also, Lisa, wenn du mich nach meiner Lieblingsstadt fragst, ner deutschsprachigen Lieblingsstadt, da hab ich so im ersten Moment gedacht, oh je, so richtig kenn ich keine Stadt außer die eigene, in der ich lebe, und die würde ich jetzt als westfälische Kleinstadt bezeichnen. Die ist jetzt nicht unbedingt meine Lieblingsstadt, aber hier bin ich geboren, aufgewachsen und habe ich viel Zeit meines Lebens verbracht, und werde es wahrscheinlich auch noch weiterhin tun. Sie ist aber nicht meine Lieblingsstadt. Also hab ich als erstes an Berlin oder Hamburg oder München gedacht. Und dann hab ich länger überlegt, irgendwie kann ich das nicht von mir behaupten, dass das eine meiner Lieblingsstädte wären. Ich habe mir überlegt, dass ich Münster nennen möchte. Münster in Westfalen. Ich mag die Stadt unheimlich gerne, weil sie irgendwie recht familiär ist. Sie ist ne große Stadt, aber dennoch irgendwie recht beschaulich. Ich mag, wie soll ich sagen, den kulturellen Hintergrund der Stadt, den historischen Hintergrund. Ich mag es, dass dort viele Studenten leben, und dort das Leben einfach auch durch die Uni da sehr beeinflusst ist. Ich liebe es, dass man dort ganz viel Fahrrad fährt, und lecker essen gehen kann. Wenn man so über ne Lieblingsstadt nachdenkt, macht man’s ja häufig gar nicht so unbedingt von der Stadt abhängig, sondern eher von den Momenten, die man da erlebt hat, ne, finde ich. Also, mit wem war ich dort, was hab ich dort erlebt, war das ne tolle Zeit, und bei Münster hab ich sehr viele positive Erinnerungen, auch wenn vieles schon ganz schön lange her ist, vor Corona und vor den Kindern teilweise. Aber wir beide waren ja jetzt erst letztes Jahr dort, und wir werden das ja auch hoffentlich wiederholen. Ich bin gerne dort und fühl mich dort sehr wohl. Und ich freu mich sehr, wenn wir beide dort auch ein bisschen Zeit wieder verbringen und uns einen netten Tag machen. Liebe Grüße, tschüss.
Lisa: Und das war unsere Episode zum Thema deutschsprachige Lieblingsstädte. Wir nehmen wieder ein paar Monate Auszeit und wünschen euch noch einen schönen Sommer! Bleibt gesund und bis demnächst!