Transkript - Düfte
Lisa: Hallo und herzlich willkommen zum spoken german podcast. Ich heiße Lisa, ich bin Deutschlehrerin und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. Für diese Spezialepisode habe ich meinen Kumpel Vladi interviewt, der sich seit einiger Zeit für das Thema Parfums interessiert und originelle Düfte sammelt.
Lisa: Vielleicht kannst du mir zuerst beschreiben, seit wann du diese Faszination für Düfte hast, wie sich das so entwickelt hat?
Vladi: Ja, wahrscheinlich von klein auf, würd' ich sagen. Aber es ist [ein] bisschen anders als Kind gewesen. Klar war ich nicht so wirklich an Parfüms interessiert, aber, halt, hatte schon 'ne Faszination für Düfte und wenn ich Düfte sage, mein' ich so [den] Garten meiner Oma, wie der gerochen hat, also bestimmte Pflanzen und Blumen, oder wie das Haus gerochen hat, wo ich aufgewachsen bin, das Haus meiner Oma, der anderen Oma, halt solche Sachen. Das Essen, was meine Mutter gekocht hat. Klar, dann [ein] bisschen später dann auch so [ein] bisschen mit Parfüms meiner Mutter, da hab ich immer wieder so [ein] bisschen dran geschnüffelt, hab manchmal auch [ein] paar vermischt, in so‘n kleines Fläschchen, auch so’n bisschen rumexperimentiert, das kam dann [ein] bisschen später, aber wirklich die Faszination für die Parfümkunst vielleicht vor so sieben, acht Jahren. Davor hatte ich auch immer so zwischendurch Parfüms, klar, so wie wahrscheinlich jeder, vielleicht so ein[e] oder zwei Flaschen, da war’s halt ein Teil des Outfits, ich mein, es ist immer noch [ein Teil des Outfits], aber da hab ich jetzt nicht so wirklich viel drüber nachgedacht. Aber dann später hab ich so [ein] bisschen mehr angefangen zu recherchieren, und dann so super vieles entdeckt. Also es ist klar, 'ne Kunst für sich, aber halt so 'ne komplette Welt. Ich glaub, angefangen hat es damit, dass ich… Ich hab überlegt, ich würde gern ein Parfüm haben, das so [ein] bisschen nach Schokolade riecht.
Lisa: Kann ich verstehen.
Vladi: Klar. Bis zu dem Zeitpunkt waren [die] meisten meiner Düfte eher so Zitrusdüfte, aber ich dachte mir, wie cool wäre es, nach Schokolade zu riechen! Dann hab ich so [ein] bisschen nachrecherchiert und dann halt so 'ne komplett andere Welt entdeckt. Da hab ich dann wirklich super interessante Düfte und Marken entdeckt.
Lisa: Abgesehen von dem Schokoladenduft, welche Düfte magst du denn so am liebsten und welche magst du gar nicht?
Vladi: Die, die ich mag oder liebe, von denen gibt’s viele. Die ich nicht so sehr mag, eher wenige. Also, jetzt mittlerweile steh' ich wirklich nicht so sehr auf Zitrusdüfte, also Zitrone, Bergamotte, die mag ich nicht so sehr. Klar gibt es da auch Düfte mit diesen Duftnoten, die mir trotzdem gut gefallen und die ich habe und die ich trage, aber so generell ist es eher nicht mein Genre. Von denen, die ich mag, da hab ich mir auch [ein] paar Notizen gemacht, weil, da gibt es wirklich sehr interessante Sachen… Der Klassiker, klar, Rose. Viele mögen’s, viele mögen’s nicht, viele verbinden’s so mit der Oma, was ich in gewisser Weise nachvollziehen kann. Aber das ist halt auch so’n Duft, den ich mit Kindheit verbinde, weil früher im Garten hatten wir immer Rosen. Und 'ne ganz besondere Verbindung hab ich mit dem Duft von Wildrosen, weil in dem Haus, wo ich aufgewachsen bin, also vor dem Eingang, hatten wir so’n Riesenwildrosenbusch. Und ich kann mich noch so genau an diesen Duft erinnern. Und wenn ich den jetzt irgendwo, in irgendeinem Parfüm oder Duschgel rieche, dann bringt es mich sofort zurück. Das [ist] halt auch so 'ne super interessante Sache an Düften generell, das ist so wie ein Tagebuch, sag ich immer. Also die Düfte, die man in einer gewissen Zeit erlebt hat oder getragen hat oder gerochen hat, die prägen sich so ein. Und dann Jahre später, wenn man die riecht, bringen die dich sofort zurück. Da weißt du halt, was du zu diesem Zeitpunkt gemacht hast, vielleicht was du gegessen hast, was du getragen hast, ich find' das so faszinierend. Aber was ich noch so interessant an Rose finde, [ist,] dass sie so vielseitig ist und [sie] muss nicht immer [in] Anführungsstrichen nach Oma riechen oder altbacken.
Lisa: Das stimmt.
Vladi: 'Ne Rose kann klassisch und super-modern sein. Rose ist eine der vielseitigsten Duftnoten in Parfüms, meiner Meinung nach. Und Iris, Irisnote, mag ich auch sehr gerne. Interessanterweise auch ein[er] der teuersten Duftstoffe auf der Welt, also der Duft von Iris kommt eigentlich nicht von der Blume, sondern von der Wurzel. Also, der Prozess, wie man Duftstoffe aus der Wurzel bekommt, ist sehr aufwändig, deswegen kostet das sehr viel. Der hat so 'ne leichte Ledernote, was sehr interessant ist für’n Blumenduft. [Die Note ist] halt auch vielseitig, kann zum Beispiel auch sehr frisch sein, also genauso wie Rose, [es] hängt davon ab, mit was man die verbindet / vermischt, aber dann auch super dunkel und düster. Die verbindet man sehr gerne halt mit Lederduft. Und apropos Leder, das ist auch so ne interessante Duftnote, die ich auch sehr gerne mag, aber natürlich wird die nicht aus Leder gemacht, weil aus Leder kann man keinen Duft machen, deswegen wird das entweder synthetisch hergestellt oder aus – das nennt man dann einen Akkord, also ne Kombination aus verschiedenen Duftstoffen – die dann [den] Duft von Leder replizieren. Ganz oft wird die Duftnote von Leder aus Birke hergestellt. Leder ist gar nicht Leder in Parfüm. Genauso wie Honig. Aus Honig kann man auch keinen Duftstoff gewinnen. Deswegen wird das auch synthetisch hergestellt. Find' ich auch besser so.
Lisa: Ich fragte Vladi, was seine Lieblingsduftnotenkomposition ist.
Vladi: Rose und Oud. Es kommt aus dem Mittleren Osten. Da ist es sehr beliebt, also mittlerweile auch hier bei uns. Deswegen haben jetzt fast alle Häuser / Marken auch so ne Rose-Oud-Komposition parat, manche auch mehrere. Ich find das so 'ne super interessante Mischung, halt Rose – so ne wunderschöne Blume – und Oud. Oud ist auch so 'ne sehr interessante Duftnote. Die wird aus einem – ich musste es mir aufschreiben – Adlerholzbaum, also Harz, von [dem] Adlerholzbaum gewonnen, aber riecht wirklich erst nach Oud, nachdem es von einem bestimmten Schimmel angefallen wurde. Also, erst dann wird dieses Harz zu Oud, und das hat so‘n spezifischen Geruch, auch vielseitig. Je nachdem, von wo es stammt, ob es dann natürlich oder synthetisch hergestellt worden ist, kann es wirklich so animalisch riechen. Und Amber, oder amber, oder Bernstein, als Duftnote, find' ich jetzt auch ziemlich interessant, weil das ist auch so 'ne fiktive Duftnote, weil Bernstein, oder Amber, ist ja halt ein Stein und hat überhaupt keinen Geruch, also deswegen ist es auch 'ne fiktive Duftkomposition, wahrscheinlich kommt das von der Farbe, weil die Duftstoffe, die man da vermischt, haben meistens so 'ne Bernsteinfarbe, und wahrscheinlich kommt das daher. Es ist süß auf jeden Fall, also das ist halt auch so’n Akkord und in [einem] Amber- oder Bernstein-Akkord kommt immer Vanille vor. Deswegen hat es auch so’n leicht vanilligen, bisschen harzigen Geruch.
Lisa: Ah, interessant.
Vladi: Die Note find ich sehr interessant und sehr schön, aber jetzt nicht super vielseitig, weil viele Amber-Düfte riechen einfach sehr ähnlich. ISO E Super ist 'ne super interessante Duftnote, also, ist natürlich synthetisch, wie man’s vom Namen her vielleicht unschwer erkennen kann, riecht so’n bisschen nach Sandelholz, und der Duft hat ziemlich große Moleküle und deswegen ist es [ein] bisschen problematisch für manche Menschen, das überhaupt wahrzunehmen, diesen Duft von ISO E Super. Interessant ist auch, dass die meisten Menschen es an sich selber gar nicht riechen, aber es andere an denen wahrnehmen, und an vielen riecht es anders. Es gibt ein Parfümhaus, das sich wirklich nur so auf minimalistische ISO-E-Super-basierte Düfte spezialisiert hat – Eccentric Molecules. Und das erste Parfüm, das sie rausgebracht haben, Eccentric Molecules 1, besteht halt nur aus ISO-E-Super, also nur aus einer einzigen Duftkomponente. Aber das riecht trotzdem so interessant, so vielseitig. Kann ich wirklich nur empfehlen.
Lisa: Welche Gerüche verbindest du mit besonders schönen Erinnerungen?
Vladi: Ein paar hab ich ja schon angesprochen: Wildrosen, verbind' ich immer mit Kindheit. Wie heißt es nochmal? Lilac heißt es auf Englisch – auf Deutsch, glaub ich, Flieder.
Lisa: Flieder, ja, mag ich auch.
Vladi: Hatte meine Oma immer in ihrem Garten und das verbind' ich halt auch so [ein] bisschen mit der Kindheit, auch immer mit Frühling. Deswegen werd ich immer fast [ein] bisschen emotional, wenn ich Flieder rieche, jetzt mittlerweile riech ich’s nicht so oft. Also, wenn man in der Stadt lebt, ist es halt so [ein] bisschen schwieriger mit Flieder anscheinend, keine Ahnung. Aber ja, find' ich sehr interessant, und halt natürlich nicht so wirklich Parfüms, aber bestimmte Gerichte, klar, verbind' ich auch immer mit Kindheit, oder bestimmte Orte, an denen ich war. Was ich interessant finde: In jedem Haus oder in jeder Wohnung, in der ich war, nehme ich immer so’n spezifischen Duft wahr, also für diese Wohnung oder für dieses Haus. Und ich kann mich noch wirklich gut erinnern, wie das Haus meiner Oma gerochen hat damals. Und dazu gibt es eigentlich auch 'nen super interessanten Duft von einer Marke, die heißt Profumum Roma, kommt aus Italien. Die haben nen Parfüm, das heißt Marconi 3. Marconi 3 ist ne Adresse in Venedig…
Lisa: Ah, okay.
Vladi: … wo die Oma von der Person, die den Duft kreiert hat, gelebt hat.
Lisa: Interessant!
Vladi: Der hat das Parfüm so kreiert, mit den Duftnoten, die er halt mit dem Haus seiner Oma verbunden hat. Deswegen musste ich es mir auf jeden Fall kaufen, weil ich verbinde auch super viele Düfte halt mit meiner Oma, mit ihrem Haus, deswegen musste ich den Duft unbedingt haben. Der riecht zwar leider nicht wie das Haus meiner Oma, aber riecht trotzdem sehr schön.
Lisa: Interessant, ja! Du hattest ja auch erzählt, dass du viele im Internet bestellst, ne? Und mir geht’s immer so, wenn ich Düfte probiere, also, der Großteil der Düfte gefällt mir nicht. Also, für mich ist es sehr selten, dass ein Duft mir gefällt, das heißt, wenn ich was im Internet bestelle, dann ist die Chance sehr groß, dass es mir nicht gefallen wird. Selbst wenn ich denke, ich weiß, was die Duftnoten sind, aber dieses eine, hatte ich dir ja auch erzählt, das hatte ich bestellt, weil ich dachte, das riecht nach Earl Grey, das hat für mich überhaupt nicht nach Earl Grey gerochen. Aber du meintest ja, dass dir die meistens gefallen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass du das besser erkennen kannst, oder vorher schon weißt, wie das ungefähr riechen kann, ne, mit der-und-der Mischung, oder?
Vladi: Manchmal ja, manchmal leider nicht. Klar hab ich da auch meine Fehlgriffe, zwar glücklicherweise nicht sehr oft… Auch wenn du siehst, da ist Vanille drin, oder da ist Rose drin, letzten Endes kann es irgendwie komplett anders riechen als du dir das vorgestellt hast, wo du dir die Duftnoten angesehen hast. Für mich sind Reviews da auch hilfreich. Also wenn ich irgendwie zehn Reviews lese und die sagen, das riecht wirklich sehr stark nach Vanille, dann kann ich wirklich davon ausgehen, dass es auch so riechen wird. Oder halt, um [ein] bisschen spezifischer zu sein, wenn viele sagen: „Boah, der Duft riecht nach Nutella!“, da kann man sich drunter schon [ein] bisschen mehr was vorstellen. Also, deswegen find' ich Reviews sehr, sehr hilfreich. Es gibt ja diese Kategorie von Nischendüften und Designerdüften. Und bei Designerdüften ist es meiner Meinung nach immer so, also die Düfte sind immer so [ein] bisschen abstrakt, also auch wenn du da siehst, das ist so’n Rosenduft, aber für mich riecht es selten so wirklich nach echter Rose, und es mag wahrscheinlich [daran liegen], mit was sie das noch vermischen, keine Ahnung, aber die Düfte sind oft [ein] bisschen abstrakt, riechen nicht wirklich nach dem, was die Duftpyramide hier sagt. Anders ist es bei Nischendüften, da ist der Fokus meistens auf einer bestimmten Note, also entweder Vanille oder Rose oder Tonkabohne oder Leder oder was auch immer, also da wird oft wirklich nur eine Note betont und alle anderen sind nur wirklich Komplemente für diese eine Note, die sie hervorheben. Da find ich‘s [ein] bisschen leichter, mir dann auch wirklich vorzustellen, wie es gegebenenfalls riechen könnte.
Lisa: Stimmt. Meinst du, du bist geruchsempfindlicher als viele andere Menschen?
Vladi: Wahrscheinlich nicht. Das Rauchen wird es wahrscheinlich auch so [ein] bisschen beeinflusst haben, im negativen Sinne. Oft hab ich auch 'ne verstopfte Nase. Das ist für’n Parfümliebhaber wirklich echt blöd. Also, empfindlich bin ich nicht, also, ich kann vielleicht gewisse Noten oder Düfte besser erkennen, aber das liegt nur daran, dass ich mich [ein] bisschen damit beschäftige, aber nicht wirklich daran, dass halt meine Nase super empfindlich ist oder mein Geruchssinn so entwickelt ist, nein! Leider nicht!
Lisa: Aber ja, ist schon cool, wenn man das alles so gut erkennen kann, ja. Und meine letzte Frage wäre noch, da hatten wir uns ja persönlich auch schon mal drüber unterhalten, was du von der Unterscheidung von Männer- und Frauenparfums hältst?
Vladi: Absolut gar nichts. Ich find' das so dumm und unnötig. Aber genauso wie es mit Parfüms ist, diese Unterscheidung männlich / weiblich find' ich auch blöd für andere Sachen. Also auch für Klamotten, find' ich, sollte es so was überhaupt nicht geben. Es ist nur 'ne Klamotte, es ist nur ein Parfüm. Kann doch jeder tragen, was er will oder was einem gefällt. Deswegen halt ich absolut nichts davon. Und ich hab, es ist schon [ein] bisschen länger her, mal drüber gelesen, also ein ganz berühmter Parfümeur hat drüber geschrieben, genau über diese Unterteilung von Düften [in] männlich und weiblich, und er meinte so, man würde ja auch nicht Musik an nur Frauen oder nur Männer richten oder verkaufen. Wieso sollte man so was mit den Düften machen? Da hat er auch erwähnt, dass es irgendwann mal – ich bin mir nicht sicher, vielleicht [in den] Fünfzigern, vielleicht [ein] bisschen früher – erst damit angefangen hat, vorher gab es so was nicht, diese Unterscheidung von männlichen und weiblichen Düften, es gab halt nur Parfüms oder Düfte. Und dann halt, wo sie [ein] bisschen kommerzieller wurden, war das so eher so 'ne Marketingsache. Und klar, natürlich, jahrelang wurde uns gesagt, Rose ist weiblich, Leder ist männlich, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und natürlich verbinden wir jetzt auch so gewisse Düfte oder gewisse Parfüms dann eher so mit Männlichkeit und gewisse Düfte eher halt mit Weiblichkeit. Und das sind bei [in] Anführungsstrichen „weiblichen“ Düften so mehr so florale und süße Düfte. Aber mittlerweile, finde ich, [gibt es] wieder so 'ne kleine Revolution in der Duftwelt, wo viele sagen, „das ist doch egal, ob die jetzt den Duft für [Männer] oder für [Frauen] rausgebracht haben, mir gefällt der Duft, ich trag den Duft!“ Also, bei mir war das schon von Anfang an so. Klar, wo man noch sehr jung ist, denkt man dann halt, gewisse Düfte nur tragen zu können, aber, halt, mit der Zeit wird es eigentlich egal. Also, bei mir war das auf jeden Fall so, und ich merk das auch bei anderen, die sich mit Parfüms beschäftigen oder die Parfüms sammeln, dass sie wirklich absolut nichts davon halten.
Lisa: [Da] stimm' ich dir zu.
Vladi: Die Unterteilung von Parfüms find' ich interessant, [in] Designerparfüms, Nischenparfüms und Indie-Parfüms. Das ist halt so was, was ich erst entdeckt habe, wo ich angefangen habe, mich wirklich mit Parfüms zu beschäftigen. Wie ich vorhin erwähnt habe, bei diesen Designerdüften ist es [ein] bisschen schwieriger, so’n Parfüm zu finden, das wirklich nur nach Schokolade riecht, oder was nur nach Rose riecht, deswegen wo ich so was Spezifisches gesucht habe, habe ich dann auch diese Nischenmarken entdeckt. Und „Nischenparfüm“ bedeutet, das Parfüm wurde mit einem bestimmten Thema kreiert, anders als Designerdüfte. Es wurde nicht kreiert, dass es wirklich jedem gefällt oder fast jedem, dass man nur damit so viel scheffelt, wie man nur kann. Da ist immer so 'ne Idee, da ist immer so 'ne Geschichte dahinter, oder meistens, dahinter, bei den Nischendüften. Also das ist für mich so wahre Parfümkunst, wo man sich nicht drauf fokussiert: „wie viel Geld kann ich damit verdienen?“, sondern nein, „ich will ne bestimmte Kreation schaffen, die ich mit irgendwas Bestimmtem verbinde“, mit einem bestimmten Ort, mit einem bestimmten Geschehnis, mit einer bestimmten Person, mit einem bestimmten Buch, mit Musik… Also, da ist immer so 'ne ganz bestimmte Geschichte dahinter, oder [eine] ganz bestimmte Inspiration. Und ich will nicht sagen, dass alle Designerdüfte deswegen schlecht sind – überhaupt nicht, es gibt viele, die super schön sind, ich hab ja auch in meiner Kollektion einige Designerdüfte – aber das [ist] wirklich so 'ne ganz andere Welt. Und die dritte Kategorie wären halt die Indie-Düfte, ähnlich wie Nischendüfte. Also, bei Nischendüften ist es so, also, es ist trotzdem ein Haus, eine Marke, und im Endeffekt trotzdem 'ne Firma. Aber Indie-Düfte… das ist meistens nur eine Person, die eine Person macht alles, die macht das Parfüm, sie macht das Marketing, alles Drum und Dran. Also, es ist wirklich so [eine] One-Woman oder One-Man-Show. Ich wollte noch [ein] paar ganz bestimmte Nischen- oder Indie-Häuser erwähnen, die wirklich so 'ne ganz spezifische Geschichte oder [spezifische] Konzepte haben, wie zum Beispiel Zoologist Perfumes, das ist ne amerikanische Marke. Alle Duftkreationen von Zoologist Parfüms sind von bestimmten Tieren inspiriert. Die haben zum Beispiel Bat, sprich Fledermaus, oder T-Rex, also ganz, ganz viele verschiedene [Tiere]… Squid [Tintenfisch], Kamel, super interessante Tiere und super interessante Duftkompositionen, die halt von diesen Tieren inspiriert worden sind, sehr, sehr spezifische Düfte, die wirklich nicht jedem gefallen würden. Das ist auch so was, was Nischen- und Indie-Düfte ausmacht. Die werden nicht jedem gefallen, weil die wirklich sehr spezifisch sind. Aber ich find’s immer interessant, wenn die wirklich so’n ganz bestimmten Fokus haben, wie zum Beispiel Zoologist auf Tiere, oder Le Parfums de Rosine, ist 'ne französische Parfümmarke, die sich wirklich nur auf Rosendüfte spezialisiert hat. Alle deren Duftkreationen basieren auf Rose. Imaginary Authors ist auch so 'ne amerikanische Marke – Indie, wenn ich mich nicht täusche, ich glaub, da steht wirklich nur ein Typ dahinter – und jeder Duft ist von einem imaginären Buch inspiriert worden, das er quasi nicht geschrieben hat, aber kreiert hat, deswegen gibt es zu jedem Parfüm oder Duft so ne kleine Geschichte, also über dieses Buch, das eigentlich gar nicht existiert. Super interessantes Konzept, meiner Meinung nach.
Lisa: Interessant, ja. Das ist wirklich cool.
Vladi: Und das macht diese Nischen- und Indie-Parfüms aus, halt ganz spezifische und bestimmte Konzepte. Und was ich vorhin auch erwähnt habe, dass sie oft sich wirklich auf eine Duftnote [konzentrieren] und alle anderen Noten dienen wirklich nur dazu, diese eine hervorzuheben. Find ich auch super interessant.
Lisa: Wonach riechen denn diese mit den Tieren?
Vladi: Ganz viele davon hab ich jetzt auch nicht gerochen. Ich weiß, dass Kamel… ist eher so orientalisch, ich glaub, das hat Noten von Datteln, wahrscheinlich auch Vanille und Honig, also eher so Gourmand-Sachen, aber die man eher mit [dem] Mittleren Osten verbindet. Ja klar, Kamel… Und natürlich wird Squid nicht wirklich nach squid [Tintenfisch] riechen…
Lisa: Das wäre nicht so schön.
Vladi: Man will ja trotzdem, auch wenn es nicht der Hauptfokus ist… aber man will ja trotzdem wahrscheinlich auch [ein] paar davon verkaufen. Wenn es nach Tintenfisch riecht, ich weiß nicht…
Lisa: Ja, könntest du ein Parfüm nennen, das dein absolutes Lieblingsparfüm ist?
Vladi: Absolut nicht. Eins geht einfach nicht, weil ich hab so viele und ich hab so viele probiert, und ich liebe so viele, also es wäre unmöglich für mich, wirklich nur eins zu nennen. Ein ganz berühmtes Nischenparfüm, das heißt Portrait of a Lady, wäre eins meiner Lieblingsdüfte, und das basiert auf Rose und Weihrauch. Und das ist ein wirklich super eleganter, starker, dunkler Rosenduft, absolut mit nichts zu vergleichen. Das ist wirklich ein echtes Kunstwerk, also den mag ich wirklich sehr gerne. Comme des Garçons, mit einfachem Namen, der Duft heißt 2, ist auch eins meiner Lieblingsparfüms, aber das kann ich gar nicht beschreiben, das ist so 'ne spezielle Duftkomposition, weil… die hat unter anderem auch 'ne starke Note von Tinte und dann noch so [ein] bisschen gemischt mit [ein] bisschen holzigen und floralen Noten, riecht wirklich sehr interessant, sehr spezifisch. Noch eins meiner Lieblingsdüfte, die Duftmarke oder das Haus heißt Mona di Orio, und der Duft hat auch einen einfachen Namen: Vanille. Also, es ist ein super komplexer Duft, auch sehr, sehr dunkel und gar nicht mal so süß, wie man… was man von einer Vanille eigentlich erwarten würde. Also, am Anfang riecht es noch so [ein] bisschen sauer, aber dann ändert sich der Duft plötzlich und riecht sehr dunkel nach Holz und Vanille und Rum und Tabak. Wenn jemand vielleicht [ein] bisschen mehr über Düfte erfahren will, habe ich 'ne ganz coole Buchempfehlung, von einem sehr, sehr berühmten Parfümeur, der zurzeit für Hermès arbeitet, der heißt Jean-Claude Ellena, und der hat ein ganz tolles Buch geschrieben, das heißt Parfum – Ein Führer durch die Welt der Düfte, da erfährt man wirklich so [ein] bisschen über die Geschichte des Parfüms, wie Parfüms hergestellt werden, wie die vermarktet werden, sehr interessant.
Lisa: Und das war unsere Spezialepisode zum Thema Düfte. Die nächste Episode ist wieder eine Spezialepisode und zwar geht es um das Thema Schreiben. Meine Freundin Tonia schreibt tolle Geschichten und hat vor ein paar Monaten ihren ersten Roman zu Ende geschrieben. Sie wird uns erzählen, was sie über die Jahre so alles über das Schreiben gelernt hat. Bleibt gesund und bis bald!
Umgangssprachliche Ausdrücke
an etwas schnüffeln = an etwas riechen
rumexperimentieren = etwas mehrfach und unterschiedlich ausprobieren, mit etwas Experimente anstellen
Klamotten = Kleidung
Geld scheffeln (meist abwertend) = Geld anhäufen, ansammeln
(das ganze / mit allem) Drum und Dran = alles, was dazugehört