Transkript: Italien-Krimis

Lisa: Hallo und herzlich willkommen beim spoken german podcast. Ich heiße Lisa, ich bin Deutschlehrerin, und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. In dieser Episode erzählt euch meine Schwester Inga von der Krimiserie, die sie seit letztem Jahr schreibt, warum ihre Krimis in Italien spielen, und wie Self-Publishing funktioniert. Aber zuerst hört ihr einen kurzen Auszug aus Ingas erstem Roman Die Tote in der Truhe, gelesen von Inga selbst.

Inga: Valerio Donati kam in einem sackartigen Hemd in die questura, bei dem das Preisschild noch hinten aus dem Kragen hing. Neunundsechzig Euro neunundneunzig, 100% Leinen, las Giorgio. Eindeutig ein zu hoher Preis für diesen unförmigen Beutel, der aussah, als ob ihn ein Betrunkener ohne Schnittmuster und jegliche Nähkenntnisse angefertigt hatte.

Buongiorno, Ispettore“, begrüßte der Mann Giorgio, „buongiorno, äh…” Er machte eine unbestimmte Handbewegung Richtung Sbragi.

„Assistente“, sagte der. „Assistente Sbragi. Ihnen auch einen guten Tag, Signor Donati.“ 

Donati hob seinen rechten Daumen, dann setzte er sich auf Giorgios Besucherstuhl.

„Was gibt es denn, Ispettore?“, fragte er. „Sie sagten, Sie hätten noch Fragen?“

Giorgio nickte. „Ihre Frau ist an einem anaphylaktischen Schock gestorben“, erklärte er, „jemand hat ihr Penicillin gespritzt.“

Donati riss erstaunt die Augen auf. „Penicillin?“, wiederholte er.

„Genau. Wussten Sie von Auroras Penicillin-Allergie?“, fragte Giorgio.

„Natürlich“, sagte Donati, „ich durfte kein Penicillin im Haus aufbewahren. Etwas übertrieben, wenn Sie mich fragen, aber so war Aurora nun mal. Wenn mir mein Arzt Penicillin verschrieben hatte, musste ich die Tabletten mit in die Arbeit nehmen.“

„Kam das denn öfter vor?“

„Ein paarmal“, sagte Donati, „ich kriege im Winter regelmäßig Mandelentzündungen. War schon als Kind so.“

„Schon mal daran gedacht, sich die Mandeln entfernen zu lassen?“, warf Sbragi hilfreich ein.

Donati drehte sich zu ihm. „Ist das jetzt nicht ein bisschen spät dafür?“, fragte er, „ich bin fast vierzig.“

„Ich glaube nicht, dass es da eine Altersbegrenzung gibt“, sagte Sbragi.

Giorgio räusperte sich, doch die beiden beachteten ihn nicht.

„Gut zu wissen“, sagte Donati, „danke, Assistente Farci.“

„Wer wusste noch von Auroras Allergie?“, fragte Giorgio schnell, bevor Sbragi ihn verbessern konnte. Der warf ihm einen missbilligenden Blick zu.

„Ihre Großmutter Mafalda“, sagte Donati, „und ihr Hausarzt. Keine Ahnung, ob sie es in der Firma erwähnt hat.“

„Haben Sie irgendjemandem davon erzählt?“, fragte Giorgio. „Ihrer Freundin, zum Beispiel?“

„Francesca?“ Donati überlegte. „Ich glaube nicht“, sagte er dann, „wir haben eigentlich nie über Krankheiten und so etwas geredet. Meistens hatten wir nur Sex und dann bin ich wieder zur Arbeit oder nach Hause gefahren.“ 

Giorgio nickte. „Wussten Sie von Auroras Verhältnis mit Federico Albini?“, wollte er dann wissen und beobachtete ihn gespannt.

„Albini?“ Donati fing an zu lachen. „Der Gorilla mit dem Toupet? Mit dem ist sie in die Kiste gestiegen?“

Giorgio nickte. „Sie wussten nicht Bescheid?“ 

„Nein“, sagte Donati, der immer noch grinste, „nein, das wusste ich wahrlich nicht. Santa Madonna, also das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte da eher an den alten Sack, mit dem sie immer auf die Messen gefahren ist.“

„Nein, der war kein großer Fan Ihrer Frau“, sagte Giorgio trocken. „Albini trägt übrigens kein Toupet, er färbt sich nur die Haare.“

„Wirklich?“, fragte Donati interessiert, „meinen Sie, er macht das selber, so beschissen, wie das aussieht?“

„Wer weiß“, sagte Giorgio. „Jedenfalls müssen wir herausfinden, wer von Auroras Penicillin-Allergie wusste. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, können Sie mich bitte anrufen?“

Certamente“, sagte Donati. „Sie können sich auf mich verlassen.“ Er stand auf und schüttelte Giorgios Hand, winkte Sbragi zu und wollte schon das Büro verlassen, da hielt Giorgio ihn auf.

„Warten Sie mal“, sagte er, „Ihnen hängt da hinten ein Preisschild aus dem Kragen.“

„Oh“, sagte Donati. Er verrenkte sich fast den Hals, um das Schild sehen zu können, bekam es mit der rechten Hand zu fassen und riss es kurzerhand ab. Es machte laut ratsch und schon hielt Donati das Preisschild mitsamt ehemals eingenähtem Etikett in der Hand. Das Hemd wies nun ein großes Loch unter dem Kragen auf.

Porca miseria“, murmelte Donati und sah sich suchend um.

Sbragi hielt ihm wortlos seinen Papierkorb entgegen.

Grazie“, bedankte sich Donati höflich und zog in seinem durchlöcherten Jutesack von dannen.

Lisa: Das war ein Auszug aus dem Roman Die Tote in der Truhe von Inga Martinelli. Als Erstes habe ich Inga gefragt, wie sie mit dem Krimischreiben angefangen hat. Hier ist Inga:

Inga: Ich hab manchmal so Ideen in meinem Kopf gehabt mit irgendwelchen Figuren und so, aber dann hab ich ein Buch gelesen, von einem italienischen Autor, den ich eigentlich ganz gerne lese, aber das Buch war so schlecht und ich war so enttäuscht, dass ich gedacht hab, „okay, also, das kann ja wohl jeder besser schreiben,“ und dann hatte ich das Buch zur Seite gelegt und dann hatte ich am gleichen Abend so ’ne Idee für ein Buch, und dann hab ich gedacht, „okay, jetzt schreibst du einfach mal die Szene“, also diese Szene, die ich im Kopf hatte, hab ich dann aufgeschrieben, dann hab ich gedacht, das war’s jetzt wahrscheinlich, damit hat sich das erschöpft, aber irgendwie hab ich dann weiter geschrieben und dann immer weiter geschrieben und dann immer, wenn mein Mann abends nach Hause kam und ich Zeit hatte, hab ich weiter geschrieben, und irgendwie hat das dann so ein Eigenleben [an]genommen und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Und deshalb hab ich damit angefangen. Ja, und das erste Buch, weil meine Mutter Krimis liebt und mich da so hingebracht hat, dass ich’s auch selber sehr gerne Krimis lese, hab ich dann das erste Buch, als ich das fertig geschrieben hab, hab ich das ausdrucken lassen, von ‘nem Bekannten von meinem Mann, und hab das meiner Mutter dann zum Muttertag geschenkt.
 

Lisa: Ist auf jeden Fall ein sehr originelles und persönliches Geschenk und sie hat sich sehr darüber gefreut, vor allem, weil deine Bücher so lustig geschrieben sind und es einfach Spaß macht, sie zu lesen. Kannst du uns die Struktur der Bücher und die Hauptcharaktere kurz beschreiben?

Inga: Also die Bücher sind immer ähnlich aufgebaut, man hat immer die Perspektive von drei verschiedenen Leuten, also immer in der dritten Person, und eins ist dann immer über Giorgio und Spragi, seinen Kollegen. Giorgio ist der Ispettore, Giorgio Rossi heißt der, der die Mordfälle immer klärt. Und sein Assistente ist Emmanuele Spragi, der kommt aus dem Norden. Giorgio selbst kommt von der Insel Elba. Weil in Italien ist das bei der Polizei so, dass die versetzt werden im ganzen Land, da arbeitet niemand in seiner Heimatstadt als Polizist. Jedenfalls lösen die beiden immer zusammen die Mordfälle. Dann hab ich meistens dann noch Kapitel aus der Perspektive von jemandem, der irgendwie in den Mordfall verwickelt ist, zum Beispiel die Tochter von dem Opfer oder der Mann von dem Opfer, und dann gibt’s immer noch einen Nebenfall, der wird dann von der Vice Ispettore Paola Buoncompagni und ihrem Team gelöst. Und jetzt das letzte Buch, das ich fertiggeschrieben hatte, war das fünfte, da ist es einmal aus der Perspektive von Giorgio, einmal aus der Perspektive von jemandem, der in den Mordfall verwickelt ist, und einmal aus der Perspektive von Sbragi, damit man den auch mal besser kennenlernt. Der ist nämlich dann mit dem Nebenfall beschäftigt, weil er in den Bergen ist zuhause, auf Heimaturlaub, und da passiert dann was, wo er dann drin verwickelt wird. Also, das ist immer alles in sich abgeschlossen, man könnte die Bücher auch separat lesen – die Charaktere entwickeln sich natürlich weiter, deshalb ist es am besten, wenn man sie in der Reihe liest – aber man könnte jetzt auch einfach eins der Bücher lesen aus der Mitte und wenn’s einem gefällt, dann okay, wenn’s nicht, dann muss man ja auch die anderen nicht lesen. Ja, die Krimiserie, die soll lustig sein, ich hoffe, dass man darüber schmunzeln kann manchmal, es soll nichts zu Ernstes sein, ich möchte keine Thriller schreiben, wo atemberaubende Spannung ist, wo Brutalität ist, Grausamkeit. Die Welt ist schon meiner Ansicht nach schlimm genug, da muss man nicht noch so was lesen. Also, ich lese auch selber gerne lieber Bücher, die ein gutes Ende haben, und wo man hoffentlich mit einem Lächeln das Buch zuklappt hinterher und nicht, wo man ein schlechtes Gefühl hat. Also, ich hatte auch wieder letztens wieder ein Buch gelesen, das war meiner Ansicht nach unnötig grausam und schrecklich, und ich hab mich schlecht gefühlt tagelang, und so was möchte ich nicht schreiben. Ich möchte was Leichtes, Unterhaltsames, wo man einfach weiß, das ist jetzt nichts, was man zu ernst nehmen muss, sondern es ist einfach Unterhaltung, die hoffentlich Spaß macht. So soll es sein. Und was mich oft gestört hat an Büchern, die über Italien geschrieben wurden, von deutschen Autoren zum Beispiel, aber auch englischen oder amerikanischen, [ist,] dass da immer diese Klischeefiguren sind, und das find ich ganz schrecklich. Ich leb jetzt in Arezzo seit fast zwölf Jahren – nee, elf Jahren! – ich leb jetzt in Arezzo seit elf Jahren, und ich hab vorher auch ein Jahr in Rom gewohnt, ich hab auch vorher anderthalb Jahre in Florenz gewohnt, ich hab ein halbes Jahr auch oben in Oderzo gewohnt, also, ich glaub, dass ich die Italiener mittlerweile ganz gut kenne, und die Italiener sind nicht so viel anders als die Deutschen jetzt zum Beispiel. Es ist nicht so, dass sie hier besonders alle temperamentvoll sind – diese typischen Klischees vom Italiener, der immer nur hitzig ist und nicht nachdenkt, bevor er handelt und so, also… Und das mit der Mafia, das nervt mich auch immer. Dass jedes Mal, wenn man ein Buch mit Italien hat, dann muss sofort immer die Mafia dabei sein.

Lisa: Es gibt noch ein paar Besonderheiten an deinen Büchern, die du noch nicht erwähnt hast.

Inga: Ja, in meinen Büchern ist es immer so, dass … das letzte Kapitel ist immer dann das erste Kapitel sozusagen, oder der Beginn des ersten Kapitels, vom nächsten Buch. Also, dann kommt der nächste Fall, dann weiß man schon, „okay, es wird zum Beispiel ein Toter im Wald gefunden“, oder da ist jetzt… in meinem aller[neuesten] Buch geht’s um den Karneval von Foiano, das ist so ne Kleinstadt mit weniger als 10.000 Einwohnern, also „Stadt“ kann man gar nicht richtig sagen. Hier, das ist im Landkreis Arezzo, und da gibt’s diesen berühmten Karneval, das wird jetzt mein nächstes Buch, das ich jetzt schreiben werde, [da] geht’s dann um einen Toten, der da gefunden wird. Also, es ist immer, wenn man das Buch gelesen hat – ein Buch – dann weiß man schon, wie das nächste wieder anfängt. Ach ja, ich hab auch ne Webseite, da hab ich auch die Rezepte, die ich in den Büchern hab, und ein bisschen Informationen über Arezzo, was jetzt Neues ist, zum Beispiel die Giostra del Saracino, das ist das Ritterspektakel hier, das ist sehr berühmt, darüber werd ich auch bald ein Buch schreiben, und da sind Sachen über die Leute, die bei der Kripo arbeiten, so’n bisschen Rossis Welt ist das dann so. Also ispettorerossi.com. Ich versuch jedes Mal, was über Arezzo, was Wissenswertes, reinzubringen. Ja, jetzt wie gesagt Foiano wollte ich das nächste drüber schreiben, diesen Karneval, weil ich find den auch sehr interessant, und dann das Ritterspektakel, da wollte ich auch dann noch ein Buch drüber schreiben, also ich versuch immer, was über Arezzo reinzubringen, was wissenswert ist. 

Lisa: Erklär uns nochmal, wie du in Italien gelandet bist.

Inga: Also, ich hatte ursprünglich in England studiert, und wollte eigentlich dann in London weiterstudieren, für meinen Master, aber dann hatte meine Mutter so ne Kunsthochschule in Florenz entdeckt, und dann hab ich mich einfach da beworben und bin dann da hin. Und das hat mir unheimlich gut gefallen, also Florenz ist ja sowieso, als Student, Mitte zwanzig, ne unheimlich tolle Stadt, find ich. Danach hab ich dann in verschiedenen Ländern gearbeitet, als ich dann Englischlehrerin wurde irgendwann, und dann hatte ich in Rom gearbeitet auch zwischendurch und dann hatte ich mich irgendwann beworben in Arezzo, weil ich gesehen hab, das ist in der Nähe von Florenz, da waren freie Stellen und dann hab ich mich beworben, bin angenommen worden und dann bin ich hier gelandet, und dann hat’s mir so gut gefallen, und dann hab ich auch meinen Mann hier kennengelernt, der ist ja Aretiner, und bin ich hier geblieben. Aber auch, weil die Stadt mir unheimlich gut gefällt, ich liebe, dass … es ist nicht so überlaufen wie Florenz jetzt oder Cortona oder so, aber es gibt auch vieles Schönes zu sehen. Arezzo war auch zu sehen in dem Film La Vita E Bella, also Das Leben ist schön, von Roberto Benigni, der kommt ja hier aus der Nähe von Arezzo, deshalb hat er das auch hier gemacht, und es ist [eine] unheimlich schöne Gegend hier drum herum, also die Berge, wo ich auch immer laufen gehe, und wir wohnen direkt am Wald und das find ich unheimlich schön. Also, dieses Ruhige, weil zum Beispiel wenn man aus Rom kommt oder aus Florenz, wenn man da war und man kommt zurück nach Arezzo, dann hab ich immer dieses Gefühl, hach, es ist wieder alles still und nicht so hektisch und… also, es ist ne Kleinstadt, aber mir gefällt’s hier sehr gut.

Lisa: Was gefällt dir am meisten an der italienischen Kultur?

Inga: Das Essen natürlich, das sagen ja auch alle Italiener. Das Essen ist unheimlich gut, das Eis, die Pizza, und alles andere, also ich bin Vegetarierin und hier kann man sehr gut vegetarisch leben, auch vegan, glaub ich. Also, es gibt viele gute Sachen, die auch ohne Fleisch und Fisch gehen. Ich mag an den Italienern… Man muss nicht immer alles so ganz genau nehmen. Man kann auch mal die Regeln ein bisschen biegen, aber nicht zum Nachteil anderer, sondern einfach, wenn da eine Regel ist, die keinen Sinn macht, dann hält sich keiner dran, und das find ich eigentlich ganz gut. Es ist so’n bisschen mehr Lebensfreude hier mit dabei, vielleicht liegt’s auch an der Sonne, ich weiß es nicht.

Lisa: Und was gefällt dir besonders an Arezzo?

Inga: Die Städte hier in der Gegend sind eigentlich alle ähnlich. Also Siena, Cortona, Arezzo. Viel an den Bergen gebaut und… auch Florenz, also an der Architektur ist vieles ähnlich, aber an Arezzo gefällt mir besonders hier das Giostra del Saracino, wie gesagt, das Ritterspektakel, das zweimal im Jahr ist, im Juni und im September. Ich erklär jetzt nicht ganz genau, worum es geht. Wenn man sich dafür interessiert, gibt’s da auch ne Website. Also es ist einfach ein Ritterspektakel, wo… Die Stadt ist in vier Quartiere aufgeteilt, jeweils zwei Reiter treten an, versuchen, Punkte zu sammeln, und diejenigen mit der höchsten Punktzahl, die gewinnen dann, und dann wird hoch gefeiert. Und das stammt aus dem Mittelalter und die haben dann auch handgenähte Kostüme, die hab ich dann auch schon anprobieren dürfen, welche davon, als ich damals meine Schüler in dem Touristenbüro hatte, und das ist eigentlich irgendwie was Besonderes. Ich glaub, es ist gar nicht so berühmt außerhalb von Italien jetzt. Innerhalb von Italien ist es eines der berühmtesten Mittelalterspektakel, da gibt’s ja auch noch zum Beispiel in Siena dann das Palio, aber das gefällt mir persönlich nicht so gut, weil ich weil ich weiß, dass sich da die Pferde oft verletzen. Das ist ja so’n richtiges Pferderennen, wo die gegeneinander antreten. Hier, in Arezzo, ist es so, dass die einzeln reiten, auf dieser Bahn, und versuchen, so ne Tafel zu treffen, mit ner Lanze. Und das gefällt mir, dass sich niemand bei verletzt. Also, die Pferde sind nicht in Gefahr, die Reiter sind nicht in Gefahr, es ist Spaß einfach. Und die Stadt wird geschmückt vorher mit Fahnen überall und alle tragen ihre Quartiersfarben, und das ist einfach ein schönes Gefühl dann im Sommer, so was zu haben, das die Leute so’n bisschen vereint. Das gefällt mir sehr gut an Arezzo.

Lisa: Kannst du uns ein bisschen vom Self-Publishing erzählen und wie das funktioniert?

Inga: Ich hatte die Bücher, wie gesagt, geschrieben und dann hatte ich die auch an ein paar Verlage geschickt. Da kam natürlich nichts. Dann war ich erst ein bisschen entmutigt, aber dann hab ich mir gedacht, also es gibt so viele schlechte Bücher, die veröffentlicht werden auch. Es gibt natürlich auch jede Menge gute, aber ich hab so viele Bücher in letzter Zeit gelesen, da hab ich gedacht, also das war jetzt überhaupt nicht mein Fall, und dann hab ich gedacht, vielleicht ist es nicht unbedingt immer ein Zeichen von Qualität, sondern eher ein Zeichen [da]von, was im Moment Trend ist, was im Moment Leute gerne lesen, oder vielleicht auch der persönliche Geschmack desjenigen oder derjenigen, die das Buch ausgewählt hat, veröffentlicht zu werden. Oder wo Leute denken, das könnte jetzt vielleicht am besten ankommen, bei der breiten Masse. Aber ich wollte mich dann irgendwann nicht mehr entmutigen lassen, dann hab ich entdeckt, dass man auf Amazon Self-Publishing machen kann. Und ich hab entdeckt, dass es einen nichts kostet, selbst wenn das jetzt ein Taschenbuch oder ein gebundenes Buch ist, das man rausbringt. Man hat keine Kosten, das ist natürlich nur die Arbeit. Man muss das Buch in ‘nem bestimmten Format hochladen. Also, man kann auch selber sogar das Cover gestalten, das fand ich schön. Und ich find das ne schöne Art und Weise, dass man das dann teilen kann mit Leuten, die man gerne hat, wo man denkt, vielleicht haben die Interesse dran, zum Beispiel meine Familie in Deutschland, oder Freunde, oder einfach Leute, denen das gefallen könnte, dass man das doch irgendwie ein bisschen in die Welt bringen kann. Weil die Hauptsache für mich ist, dass es mir unheimlich viel Spaß macht zu schreiben. Meistens macht es mir mehr Spaß zu schreiben als andere Bücher zu lesen, inzwischen. Ich hoffe nur, dass es den Leuten, die es lesen, Spaß macht, also dass es vielleicht ein netter Zeitvertreib ist, darauf kommt’s an. Und wer daran Interesse hat, also wie gesagt, es gibt dieses Kindle Direct Publishing und man muss sich nur halt dieses Konto erstellen und dann die Sachen hochladen und dann kann man alles selber eingeben und das war’s dann. Also, es ist natürlich ein bisschen zeitaufwändig, aber dann hat man’s dann, und dann dauert’s auch nicht lange, bis es dann online ist, also dann dauert’s bis zu 72 Stunden und dann hat man’s online. Und ich find einfach, das ist ne gute Art und Weise, wenn man gerne was schreibt, dass man das unter die Leute bringen kann, wenn man das möchte. 

Lisa: Schreiben scheint dir sehr leichtzufallen und du hast sehr viele Ideen. Hast du Tipps für Leute, die am kreativen Schreiben interessiert sind?

Inga: Pff, das ist schwierig. Ich bin, wie gesagt, kein großartiger Schriftsteller. Aber ich glaub, wenn man einmal angefangen hat mit so was, dann hat man die Figuren so im Kopf und ich kann die so richtig vor mir sehen, das sind so wie meine kleinen Freunde. Natürlich sind die alle ein Teil von mir dann. Die negativen Figuren sind natürlich immer ein bisschen Teil von Leuten, die man trifft. Dann, wenn man jemanden nicht mag oder so, oder wenn man sieht, wie sich jemand verhält, dann kommt das natürlich manchmal auch in die Bücher mit rein. Dann denkt man, „oh, das ist jetzt was Gutes, das könnte ich jetzt gut verwenden!“ Genauso wie positive Sachen, wenn man das sieht. Aber für mich ist das so, wenn ich einmal anfange, dann muss ich irgendwie weiterschreiben, ich weiß auch nicht. Ich weiß auch nicht von Anfang an, wer jetzt der Mörder war oder der Täter, das weiß ich meistens überhaupt nicht, sondern das kommt dann so. Die Figuren haben dann so ein Eigenleben und dann denk ich, „ah ja, okay, der war’s!“ oder „die war’s!“ und dann weiß ich das auf einmal und dann schreib ich dann daraufhin zu, aber ich glaub, das Wichtigste ist, dass man einfach nicht die Freude dran verliert. Ich glaub, viele werden entmutigt dadurch, dass das Buch dann nicht veröffentlicht wird, wo sie sich so ne Mühe gegeben haben oder so, und für mich ist es einfach… ich denk mir, ich mach’s ja nicht, um berühmt zu werden oder so, das ist ja total absurd, also so was wird ja sowieso nicht passieren, aber darum geht’s mir überhaupt nicht. Es geht mir darum, dass es mir unheimlich Spaß macht zu schreiben. Und ich glaub, wenn man Freude dran hat, dann sollte man sich nicht entmutigen lassen dadurch, dass vielleicht schlechte Bewertungen kommen, wenn man das online stellt – krieg ich auch, ist normal – sondern einfach zu sagen, „okay, das ist ja für mich mehr als für jemand anderes, so. Und einfach weiterschreiben. Ich glaub, wenn man die Figuren einmal so richtig in seinem Kopf hat, hat man sie auch irgendwie – hört sich jetzt albern an, aber – ’n bisschen in seinem Herzen, und dann will man auch, dass es weitergeht mit denen, dass sie mehr erleben, dass noch was passiert, dass sie sich weiter entwickeln. Ich weiß nicht, jeder hat natürlich seine eigene Methode, aber für mich zum Beispiel, ich mach mir keine großartigen Notizen. Am Anfang überleg ich, „okay jetzt, wie sind die Namen derjenigen, die teilnehmen, wer sind die Hauptfiguren“, und dann schreib ich los. Nicht verkrampft sein, einfach schreiben. Und sich auch nicht zu viele Gedanken darum machen, ob das jetzt albern ist, was man schreibt, oder ob das wahnsinnig viel Sinn macht. Das kann man dann hinterher nochmal durchlesen und wenn man merkt, „okay, das ist jetzt nicht so logisch, oder okay, das ist jetzt bescheuert, dass der das gesagt hat“, dann ändert man das nochmal ab. Für sich selber muss man schreiben, glaub ich. Natürlich hat man immer irgendwie Angst vor Bewertung, aber dass man sich einfach sagt, „ist doch egal, was andere denken, das ist ja für mich hauptsächlich und nicht für irgendwen anderes.“

Lisa: Und das war unsere Spezialepisode zum Thema Krimis schreiben. Ihr könnt Ingas Bücher bei Amazon finden, unter dem Namen Inga Martinelli. Der erste Band heißt Die Tote in der Truhe. In der nächsten Episode geht es um deutschsprachige Lieblingsstädte. Bleibt gesund und bis demnächst!