Transkript - Tanzen
Lisa: Hallo und herzlich willkommen zum spoken german Podcast. Ich heiße Lisa, ich bin Deutschlehrerin, und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. Für diese Spezialepisode habe ich meine Freundin Annika befragt. In jeder Spezialepisode wird euch jeweils eine bzw. einer meiner Freunde und Freundinnen von einem ganz besonderen Hobby erzählen. In dieser Episode geht es um das Thema Tanzen. Annika wird euch von ihrer Tanzgruppe in Berlin erzählen, verschiedene Tanzarten erklären und beschreiben, was sie am Tanzen besonders mag. Als erstes habe ich Annika gefragt, wie sie mit dem Tanzen angefangen hat.
Annika: Ja, das war während der Schulzeit, und zwar weil meine damalige Mädelsclique, also da war das irgendwie selbstverständlich, dass die Tanzkurs machen, in der Tanzschule in Neumünster. Deswegen hab ich das auch mit angefangen. Allerdings hat mir das am Anfang überhaupt nicht so gut gefallen. Ich wollte auch nach einer Stunde oder zwei Stunden direkt wieder aufhören, weil ich’s total schrecklich fand. [Es] lag aber daran, dass ich halt Tanzpartner hatte, die den Takt so überhaupt nicht halten konnten. Und das ist halt echt schwierig. Also für mich war das irgendwie nie ein Problem, ich hab den Takt immer sofort gehört, aber viele Leute müssen das ja erst lernen. Manche kriegen’s auch nie hin, und wenn man halt jemanden hat, der das überhaupt nicht hört, dann ist das wirklich schwierig. Deswegen hat mir das am Anfang überhaupt nicht viel Spaß gemacht, aber die haben mich dann halt so’n bisschen überredet, „Ja doch, komm doch noch mal mit!“ und so, und dann bin ich weiter hingegangen. Es wurde dann auch ein bisschen besser, also es wurde dann immer mal irgendwie durchgetauscht und irgendwann hab ich dann auch meinen späteren Tanzpartner kennengelernt, der „Aushilfsherr“ sozusagen war, weil da natürlich auch schon immer zu wenig Herren waren, und mit dem hab ich mich super verstanden, und mit dem hat das auch supergut funktioniert. Also, beim Tanzen ist natürlich… es kommt immer ganz viel zusammen. Man muss sich natürlich mögen und verstehen, man muss auch körperlich… muss das zusammen irgendwie funktionieren, und wenn man das hat, dass das alles zusammenpasst, dann ist es einfach megacool. Und dadurch, dass ich dann ihn getroffen hab und auch öfter mit ihm tanzen konnte, hat mir das sehr schnell sehr viel Spaß gemacht. Er wollte auch Turniere damals schon tanzen, ich war da aber noch nicht so scharf [drauf]… Also ich bin halt nicht so die Rampensau. Und wir haben dann auch so, Turniertraining hieß das, gemacht, das heißt, dass man Techniktraining macht, also eben nicht nur die Schritte, sondern auch: wie bewegst du deinen Körper? Machst du Fersen- oder Ballenschritte? Also, es gibt unendlich viele Technikdinge, die du im Körper beachten musst, wenn du’s richtig machen willst. Das Training hat mir da auch schon superviel Spaß gemacht, aber mit den Turnieren sind wir halt nicht so weit gekommen. Wir haben zwei Turniere oder so, glaub ich, gemacht, und dann kam noch die Problematik mit meinem damaligen Freund hinzu, der das alles überhaupt nicht witzig fand…
Lisa: Was, war der eifersüchtig?
Annika: Ja, das war extrem schwierig, weil er mir jedes Mal nach dem Training [den] Vorwurf gemacht hat, dass ich tanzen war, und dann war der Deal irgendwie, dass ich aber wenigstens keine Turniere tanze. Also im Nachhinein hätte ich das auch, ne, hätte ich einfach auf den scheißen sollen, aber damals war das natürlich alles nicht so einfach, ne, und genau, deswegen ist meine Turnierkarriere nicht sehr weit fortgeschritten. Und dann bin ich ja auch nach Kiel gezogen, zum Studieren, und dann hat sich das so’n bisschen verlaufen. Und in Berlin, als ich nach Berlin kam, hab ich dann wieder einen Tanzpartner gesucht. Da hab ich auch einen gefunden, in Klärchens Ballhaus, da bin ich dann zu den Anfängertanzkursen gegangen. Ich dachte, vielleicht find ich ja einen, und tatsächlich hat das auch geklappt. Allerdings ist der nur ein Jahr in Deutschland geblieben. Dann ist er wieder zurück [in seine Heimat gezogen], und ich stand wieder da ohne Tanzpartner. Und dann hab ich auf Facebook gesucht, da gibt’s halt so verschiedene Gruppen, „Tanzpartner in… gesucht“, Berlin, blablabla, und da hab ich dann die Ausschreibung von ‘ner Formation, von ‘ner neugegründeten Lateinformation, gesehen, dass die noch Leute suchen. Und ich dachte immer, Formation ist überhaupt nichts für mich, weil ich ja auch eigentlich überhaupt nicht Turniere tanzen wollte, aber ich dachte, „okay, wenn ich jetzt irgendwie keine andere Möglichkeit hab, dann probier’ ich’s einfach mal“, [also] bin ich da hingegangen zum Probetraining, und das war total cool, also, die waren supernett, haben mich gleich total lieb aufgenommen, und da ging’s auch noch nicht direkt um Turniere. Da ging’s halt erstmal einfach wirklich ums Training, und deswegen hab ich da dann angefangen, mitzumachen.
Lisa: Interessant! Was gefällt dir am Tanzen am meisten?
Annika: Ich mag [es] einfach, mich zur Musik [zu] bewegen. Also, das macht mir superviel Spaß, das macht mich auch total glücklich. Ich kann supergut abschalten vom Alltag, wenn ich mich einfach drauf konzentriere, und das ist natürlich… also, die Unterscheidung, ob man jetzt im Paar tanzt oder Formation tanzt, ich kenn ja jetzt beides, und für mich ist tatsächlich diese Formationssache cooler, weil, wenn du im Paar tanzt, ist das natürlich superintensiv auf den Partner [ausgerichtet], ne, weil man sich mit dem die ganze Zeit extrem auseinandersetzen muss, und bei der Formation geht es um die Gruppe. Also, in der Gruppe muss es funktionieren, weil es geht ja darum, dass alle synchron sind, und alle Bilder richtig gestellt werden – kann ich gleich nochmal mehr dazu sagen – und du bist eben immer nur so gut wie jeder Einzelne sozusagen, deswegen muss man sich gegenseitig helfen und unterstützen, und alle zusammen müssen es richtig hinkriegen, und das find ich so cool daran. Das geht einfach darum, dass es ein team effort ist, also dass man innerhalb der Gruppe und zusammen in der Gruppe einfach so was Cooles auf die Beine stellt, und das find ich total schön.
Lisa: Was mir gerade so eingefallen ist, ich mag’s auch total zu tanzen, aber nur, wenn die Musik mir gefällt. Wie wichtig ist dir das?
Annika: Es macht schon mehr Spaß, wenn ich die Lieder cool finde, auf jeden Fall. Also, in so ‘ner Choreo hat man… die geht ungefähr fünf Minuten, mal kürzer, mal länger, und da hat man natürlich unterschiedliche Lieder drin, und die gefallen einem natürlich unterschiedlich gut, und das ist schon so, dass es einfach mehr Bock macht, wenn du das Lied geil findest, dann kannst du einfach mehr abgehen. Aber natürlich, wenn du halt die Choreo hast und die durchtanzen musst, dann versuchst du natürlich, bei jedem Lied so dein Bestes zu geben. Also, ja, also gehört dann halt dazu, so, ne. Aber das macht auf jeden Fall mehr Spaß, wenn man die Musik mag.
Lisa: Und welche Lösungen habt ihr in der Coronazeit – ich weiß, die Coronazeit läuft immer noch, aber… – welche Lösungen habt ihr gefunden?
Annika: Tatsächlich hatten wir erst überhaupt keine Lösung, leider. Also, letzten Herbst war es so, da haben wir noch trainiert, da hab ich aber zum Beispiel alleine trainiert, also nicht mit Partner, sondern immer nur alleine, weil mir das da schon so’n bisschen zu heiß war… Das haben wir aber relativ schnell auch eingestellt, weil die Trainerin auch meinte, sie will [die] Verantwortung jetzt nicht tragen, wenn sich da Leute anstecken. Dann lag das erstmal ziemlich still, und jetzt haben wir aber, also das läuft jetzt auch schon [ein] paar Monate, angefangen, einmal die Woche Onlinetraining zu machen, weil wir auch noch so einen extra Techniktrainer hatten, in Berlin hier, Daniel Stelter. Der macht das auch richtig gut, über Zoom. Und da machen wir dann halt viel so Techniksachen. Und der hat auch sich wohl so’n großen Bildschirm, wo er uns dann alle sehen kann, und korrigiert dann auch tatsächlich jeden immer einzeln. Und dadurch funktioniert das ziemlich gut. Ich dachte das vorher nicht, ich dachte sozusagen, das ist Geld- und Zeitverschwendung, aber er macht das wirklich gut, auch online, und ich find das super, dass wir das jetzt gemacht haben, und ab August wollen wir dann wahrscheinlich wieder live [anfangen]. Mal gucken, wie das mit Delta so weitergeht.
Lisa: Oh Gott, ja. Aber bis dahin seid ihr vielleicht geimpft alle, oder?
Annika: Ja, also es sind wohl viele… ich hab ja auch schon meine erste Impfung…
Lisa: Ah, super!
Annika: Ja, also, ja, ich glaub, viele sind bis dahin geimpft. Ist halt die Frage, wie es mit den Mutationen jetzt irgendwie weitergeht, ne. Wär halt schön, wenn das jetzt mal reicht dann mit der Impfung und man wieder ordentlich auch trainieren könnte. Aber ich bin da noch so’n bisschen vorsichtig.
Lisa: Aber ich weiß noch, dass ich vor etwa einem Jahr… warte, ganz am Anfang der Coronazeit, da habt ihr doch so ‘ne coole Chore… ich kann das Wort nicht mehr sagen!... Choreographie gemacht.
Annika: Dance at Home, genau, stimmt.
Lisa: Genau, die [ihr] auf Facebook gepostet hattet, ne? Die war echt cool!
Annika: Ja, das war unsere Choreo, die wir auch für die Turniere vorher hatten, nur halt jeder alleine getanzt, da waren wir noch motiviert irgendwie. Da konnte man, glaub ich, auch noch nicht so absehen, wie lange sich das ziehen wird, ne. Da war man…
Lisa: Und das war das einzige Mal dann, dass ihr so was gemacht hab, oder?
Annika: Ja, das war so ‘ne Challenge, die irgendwie über Instagram verbreitet wurde, dass alle möglichen Lateinformationen halt zuhause ihre Formation getanzt haben und das gefilmt haben.
Lisa: Ah, okay, interessant. Wolltest du ein bisschen über die verschiedenen Tanzarten erzählen?
Annika: Ja, genau. Ich würd das mal so beschreiben, dass das eben unterteilt ist in Standardtänze und Lateintänze. Das hat nichts mit der Herkunft der Tänze zu tun, sondern es geht eher um die Technik, weil bei den Standardtänzen ist man in geschlossener Tanzhaltung, also das ist Walzer zum Beispiel, Wiener Walzer, Tango, Quickstep und so weiter, und da ist halt wenig Bewegung im Körper. Man ist relativ fest oben, also die Bewegung ist wirklich hauptsächlich in den Beinen und man ist halt die ganze Zeit in dieser geschlossenen Tanzhaltung. Und bei den Lateintänzen ist man in der offenen Tanzhaltung. Da findet sehr viel Bewegung im Körper statt, auch sehr viel mit der Hüfte, und Oberkörper und Unterkörper getrennt und so, also es ist viel mehr Bewegung überall, und bei Drehungen oder so trennt sich eben die folgende Person von der führenden Person. Das sind so die grundliegenden Unterschiede. Aber wenn man jetzt so’n Grundkurs macht, dann lernt man beides erstmal auf jeden Fall. Ich glaub, es gibt so ganz unterschiedliche Präferenzen, was jedem mehr Spaß macht. Also, tanzen mag ich eigentlich beides, aber zuschauen mag ich Latein viel mehr. Bei Standard zuschauen find ich immer ziemlich langweilig.
Lisa: Tipps vielleicht für Leute, die mit dem Tanzen anfangen wollen?
Annika: Also, ich würd da mal Rückschlüsse auf mich selber ziehen einfach, weil ich es ja am Anfang überhaupt nicht gut fand. Und bei mir war das mit dem Takt jetzt nicht ein Problem, aber ich glaube, eine Sache ist, dass man sich nicht entmutigen lassen sollte, wenn man jetzt gleich den Takt nicht findet, weil bei jedem Lied ist es unterschiedlich und ich hör’ sehr schnell, welcher Tanz jetzt zu welchem Lied gehört, weil ich natürlich auch die Übung hab, ne, so. Also, das ist das eine, dass man sich da nicht entmutigen lässt, das kommt einfach mit der Übung, und auch, dass man den Takt halten kann, das kommt auch mit Übung, in der Regel. Und dass man vielleicht auch einfach unterschiedliche Tänze ausprobiert, weil die natürlich sehr unterschiedlich sind. Also, ob du jetzt Discofox tanzt oder langsam Walzer, das ist ja Welten voneinander entfernt. Also, auch wenn dir jetzt der eine Tanz nicht gefällt, kannst du einen anderen Tanz super finden. Das würd ich dazu sagen. Einfach mal ausprobieren. Es macht superviel Spaß! Ach so, was ich noch erzählen wollte, was ich supercool finde, ist… Es gibt ja Last Dance im Fernsehen, kennst du die Sendung?
Lisa: Nee, kommt mir vage bekannt vor, aber…
Annika: Gibt’s schon superlange, ich glaub, also über zehn Jahre. Ist auch die einzige Fernsehsendung, die ich noch gucke. Da ist es immer so, es gibt eine Jury, und Profitänzerinnen und Tänzer tanzen mit Promis…
Lisa: Okay.
Annika: … und bringen denen halt jede Woche und später dann zwei oder sogar drei Tänze bei. Das wird natürlich immer super aufgemacht. Also, mit ‘nem Bühnenbild, und total die Show, und das macht super Spaß, zuzuschauen und so. Und da war jetzt diese Staffel zum ersten Mal, dass zwei Männer miteinander getanzt haben.
Lisa: Cool!
Annika: Und das fand ich richtig cool, und die haben das auch echt gut gemacht, also die haben das dann so gemacht, dass immer die Person, die führt, die hat gewechselt, innerhalb des Tanzes, so dass immer mal die eine geführt hat, dann die andere Person. Und da haben die, glaub ich, auch richtig was bewegt, so in der Tanz- und Zuschauerwelt. Deswegen, ja, das ist mir noch dazu eingefallen.
Lisa: Ja, stimmt, das sieht man ja echt selten, ne, ich kann mich jetzt auch nicht erinnern, irgendwann mal ‘ne Szene, auch in nem Film jetzt gesehen zu haben, wo zwei Frauen oder zwei Männer miteinander tanzen.
Annika: Ja, also es gibt Equality Dance auch schon seit einiger Zeit, wo dann halt gleichgeschlechtliche Leute miteinander tanzen. Und da ist das glaub ich auch so, dass die Führung immer wechselt.
Lisa: Interessant.
Annika: Ja, also das ist schon inzwischen etabliert, aber eben schon so’n bisschen nischig, ne, also das ist nicht so das Bild, das alle vor Augen haben, aber ist auf jeden Fall total gut, dass sich der Tanzsport da ein bisschen weiterentwickelt.
Lisa: Ja, das find ich super. Hast du sonst noch irgendwelche Filme oder Serien, also Sachen, die dich vielleicht inspiriert haben?
Annika: Dirty Dancing! Ja, also Dirty Dancing fand ich natürlich toll.
Lisa: Ja, fand ich als Kind auch. Ich hab den Film gesehen, bin irgendwie so aus dem Haus gelaufen und hab mich so leichten Schrittes bewegt.
Annika: Grease gab’s noch, ne, aber ist auch schon älter. Billy Elliott, kennst du den Film?
Lisa: Oh stimmt! Der war schön! Aber erzähl mir bitte noch mehr!
Annika: Genau, also bei Formation geht’s ja eben darum, dass die Paare alle supersynchron sind, und es gibt ‘ne Choreographie, Tanzschritte, die halt nacheinander ablaufen, und Figuren, und gleichzeitig werden Bilder gestellt, und das ist auch die Schwierigkeit dabei. Also, ein Bild ist dann zum Beispiel eine Diagonale oder ein Diamant. Und wenn man das übt, dann hat man halt so Positionen, also man baut sich das dann halt so auf, hier ist ABCDE, hier ist 12345, und dann Paar 1 steht jetzt auf A2 und wenn ‘ne bestimmte Anzahl von Figuren getanzt ist, steht es auf B4.
Lisa: Oh Gott!
Annika: Total krass im Training erstmal, weil halt alle Paare immer ihre Position treffen müssen, damit am Ende dann wieder ein Bild entsteht.
Lisa: Oh Gott, ich glaub, das könnte ich gar nicht, das hört sich so kompliziert an!
Annika: Ja, ich dachte auch…. Also, ich hätte mir das niemals zugetraut, ne, dass ich das hinbekomme. Ich bin da halt so reingerutscht, dadurch, dass wir es halt einfach gemacht haben, und ich’s dann einfach mitgemacht hab. Und irgendwie kriegt man’s dann auch hin, zum Glück war mein Tanzpartner da auch sehr gut drin, dann immer diese Position zu treffen. Also, er kann einen dann natürlich auch immer so’n bisschen mitschleifen. Das hilft auch. Ja, also das ist nicht so einfach, umso cooler ist es aber, wenn es klappt. Also, ich glaube, Formationstanz ist auch ganz gut einfach für die Achtsamkeit, weil man natürlich immer irgendwie die Anderen im Blick haben muss, weil im Zweifel muss man sich anpassen, weil im Zweifel ist nicht die Zahl wichtig, auf der ‘ne Aktion passiert, sondern wichtig ist, dass alle es gleichzeitig machen, deswegen muss man halt immer alle im Blick haben und irgendwie im Zweifel den Arm dann hochmachen, wenn die neben dir auch den Arm hochmacht. Das schult halt auch einfach total irgendwie, sein Umfeld so im Blick zu haben. Ja, und das macht … Also, auch das mit den Auftritten, ne. Wie ich am Anfang gesagt hab, hatte ich das überhaupt nicht vor. Unser erster Auftritt mit der Formation, das war bei so ‘ner Hochzeit, und da – also, das war… Showauftritt, heißt das dann, wenn es halt nicht Turnier ist, sondern einfach so’n Auftritt – und da hab ich, kurz vorher hab ich richtig voll den Panikanfall bekommen, ne. Ich dachte, „ich kann es nicht, ich kann es nicht, oh mein Gott!“ Dann hatten wir so die Generalprobe da unten und da dachte ich, „Scheiße, gleich gucken mich hier alle an!“ Ja, dann haben wir ‘nen Schnaps getrunken und dann ging’s auch doch. Ähm, genau.
Lisa: Das kann ich sehr verstehen, ja.
Annika: Also, man gewöhnt sich halt ein bisschen dran, ne. Und dadurch, dass man dann die Turniertage hat, die sind natürlich auch sehr intensiv, also man fährt dann halt zusammen hin, dann übernachtet man meistens da, dann muss man früh aufstehen, dann muss man sich fertigmachen, die Frauen müssen sich die Haare machen, das dauert Ewigkeiten, dann muss man sich die künstlichen Wimpern aufkleben, und sich schminken, und so weiter, und das dauert natürlich alles [lange], aber es ist auch irgendwie schön, weil sich auch alle gegenseitig helfen und so, und man sich als Team dann halt zusammen fertigmacht, und dann macht man die Stellprobe, also so ‘ne Art Generalprobe, ohne Richter, ohne Publikum, und das ist einfach diese Gruppendynamik, und dass man das als Gruppe macht und erlebt und dann gewinnt man irgendwas und freut sich mega, dass es alles was gebracht hat, dass man so hart trainiert hat und so, und das ist schon einfach cool. Und dadurch, dass man eben diese Choreo so oft übt, also man macht Durchgänge, Durchgänge, Durchgänge, am Ende, und der Körper weiß dann auch einfach irgendwann, was er machen muss. Also ich hatte halt auch immer Panik, dass ich einfach die Schritte vergesse. Aber der Körper weiß, was er machen muss, wenn man es so oft übt. Deswegen funktioniert dann. Also, kleine Patzer macht man, oder hab ich, trotzdem immer mal gemacht, das fällt dann aber auch nicht immer unbedingt so auf, aber es funktioniert auf jeden Fall durchgehend.
Lisa: Krass.
Annika: Ja, also Leute haben mir auch oft gesagt, „Ja, Tanzen ist ja gar nicht so anstrengend, ne?“ Also, das ist, glaub ich, bei vielen Leuten. Die denken, ja, man tanzt da so’n bisschen rum. Aber, also, zum einen ist es anstrengend, weil es halt so lange dauert, 5, 6 Minuten, du brauchst halt richtig Kondition dafür, sonst bist du verloren. Und die Technik zu machen, die ist halt einfach mega anstrengend, also natürlich jetzt einfach nur Schritte vor und zurück zu machen, das ist nicht so anstrengend, aber wenn du gucken musst, dass du die Hüfte richtig bewegst, und die Beine richtig bewegst, und die Arme, und… Also, das ist für den Körper, einfach ‘ne extrem anstrengende Leistung, was viele natürlich auch gar nicht sehen, wenn sie sich jetzt noch nie damit beschäftigt haben. Aber das macht auch mega Spaß, also auch dieses Techniktraining, das macht mir auch mega Spaß, auch wenn es super anstrengend ist, aber weil es einfach cool ist, wenn man seinen Körper so kontrollieren kann – wenn man’s dann kann, wenn man genug geübt hat.
Lisa: Ja, cool. Du sagtest doch, deine Tanzgruppe braucht noch Leute, ne?
Annika: Genau. Also, wir sind eine Lateinformation und wir freuen uns immer über Leute, die Lust haben, mitzutanzen. Es muss auch niemand Erfahrung haben, also es gibt auch Leute, die zu uns gekommen sind und vorher noch niemals getanzt haben, das lernt man dann einfach mit dem Choreo-Lernen, und Techniktraining haben wir ja auch. Also, man kann ganz unverbindlich mal zum Schnuppertraining vorbeikommen, freuen wir uns sehr. Unsere Webseite findet ihr unter dstberlin.com. Da findet ihr ein paar Bilder von uns und auch ein paar Infos über den Verein und ‘ne Teambeschreibung. Ich find das auch sehr schön, was der Alex hier mal da geschrieben hat. Ich zitier’ mal kurz: „Genau das ist es, was diesen Sport so einzigartig und liebenswert macht: den Hang zum Extravaganten, die Mischung aus sportlicher Betätigung und Show, der Hauch von Glamour, der sich in körperlicher Schwerstarbeit einschleicht.“ Und das trifft es ziemlich gut, find ich. Ich weiß nicht, ob ich noch was zu der Führung sagen soll. Also, weil ich weiß, dass zum Beispiel unsere gemeinsame Freundin Christina, die findet es ja problematisch, dass der Herr immer führt zum Beispiel, ne, und ich glaub, das geht auch vielen Leuten so, ich als aufgeklärte Feministin seh’ natürlich auch, dass da auch eine Problematik liegt. Also, ich seh’ das halt so’n bisschen anders, weil zum einen ist es ja auch so, dass ich inzwischen sagen könnte, „ich möchte die führende Person sein“, deswegen kann ich entweder mit ‘ner Frau tanzen, die folgen möchte, oder auch mit ‘nem Herren, der folgen möchte, also das ist ja theoretisch möglich. Für mich ist das aber so, dass Tanzen halt Entspannung ist, und wenn ich jetzt aber auf mich achte und auf meine Technik und dass ich im Körper selber alles richtig mache, dann fände ich es extrem anstrengend, mir auch noch zu überlegen, „welche Figur wollen wir als nächstes tanzen?“, und dann auch noch die Führung zu machen. Also, für mich ist die Position der folgenden Person im Tanzen mega angenehm, weil ich kann dann sozusagen machen, was angesagt wird, und mich auf mich konzentrieren, und meine Technik, und so ist das für mich entspannter. Und zum anderen ist es ja auch so, das ist ja so ‘ne Absprache sozusagen, ‘ne? Also, ich bin jetzt überhaupt eigentlich niemand, der sich gerne was sagen lässt, im Gegenteil, aber wenn man halt auf ‘ne Tanzfläche geht, dann ist das ja ein abgesteckter Raum, in dem man das sozusagen abgibt, dass man sich jetzt führen lässt. Also, für mich kann ich das sehr gut mit mir trotzdem vereinbaren. Bei Formation ist es halt auch nochmal was ganz Anderes, weil es eben diese festgelegte Choreographie gibt. Und rein theoretisch könnte man die auch abtanzen, ohne dass jetzt irgendjemand führt oder folgt, weil die Schritte sind festgelegt. Da ist natürlich so was wie Führung relevant bei so was wie Drehungen oder so, weil das einfach besser aussieht und man sich schneller drehen kann, wenn man die Drehung kurz bekommt. Deswegen macht es trotzdem Sinn, dass es Führung gibt, auch in so ‘ner Formationschoreographie. Und letztendlich kann… also jede und jeder kann entscheiden, ob er führen oder folgen will. Ja.
Lisa: Super, das war sehr, sehr interessant!
Lisa: Und das war unsere Spezialepisode zum Thema Tanzen. In der nächsten Episode geht es um das Thema Lieblingsmusik. Bleibt gesund und bis bald!
Umgangssprachliche Ausdrücke
etwas hinkriegen = etwas schaffen, gut zu Ende bringen
scharf auf etwas sein = auf etwas Lust haben
Rampensau = jemand, der gerne im Rampenlicht steht
auf jemanden scheißen = jemanden vergessen, nicht mehr als wichtig ansehen
Bock machen = Spaß machen
geil = hier: toll, super
abgehen = hier: ausgelassen tanzen
heiß = hier: heikel
ordentlich = hier: genug, richtig, viel
Promis = Prominente, Star
(auf eine bestimmte Weise) aufgemacht sein = (auf eine bestimmte Weise) dekoriert sein, präsentiert werden
sich fertigmachen = sich anziehen, schminken und/oder frisieren
(et)was bringen = effektiv sein, nützlich sein, zum Erfolg führen
Weitere Infos über das Dance Sport Team Berlin findet ihr hier: dstberlin.com/dasteam
und hier: facebook.com/DSTBerlin/