Transkript - Freundschaft, Teil 2
Leo: Ich weiß, dass Leute gern Geschenke oder so was kriegen oder ‘ne Postkarte. Ich hasse es, Postkarten zu schreiben. Ich muss mich dann quasi förmlich dazu zwingen und du weißt ja, wenn ich dann irgendwie anfange zu schreiben, dann wird das ein Roman und dann passt da nix mehr drauf.
Lisa: Hallo und herzlich willkommen zum spoken german podcast. Mein Name ist Lisa, ich bin Deutschlehrerin und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. In diesem zweiten Teil zum Thema Freundschaft geht es zunächst um all die Dinge, die wir in einer Freundschaft nicht tolerieren könnten.
Vladi war es, der mir diese Frage als Erstes stellte:
Vladi: Uh, aber was ich dich fragen wollte: Gibt es bei dir so ‘ne Eigenschaft oder irgendso’n „Dealbreaker“ bei einer Freundschaft, wo du sagst, nein, also mit so einer Person könnte ich einfach nicht befreundet sein?
Lisa: Ich glaub, das Erste wär so ‘ne Person, die sich selber zu toll findet und nie selbstironisch sein kann. Ich hab schon so ‘n paar Freunde, die sehr, sehr selbstbewusst sind, und dann denk ich auch manchmal: och, komm mal runter, aber…
Vladi: Redest du über mich? Ich weiß…
Lisa: So manche Menschen, weiße, wenn die überhaupt nicht über sich selber lachen können, ich glaub, das find ich am unangenehmsten. Was ist für dich ein „Dealbreaker“?
Vladi: Klar, das, was du gesagt hast, damit hätte ich auch so meine Probleme… Also, Erfahrungen, wo man sich absolut für die andere Person nicht interessiert, das heißt, also wenn wir uns sehen, die redet nur über sich und stellt dir nie eine Frage. Und wenn du dann tatsächlich irgendwas sagst – es schaffst, irgendwas zu sagen – geht sie einfach nicht drauf ein oder sagt: „Ah ja, so was ist mir auch passiert,“ und dann…
Lisa: Ja, so Leute kenn ich auch. Wirklich unangenehm, ja. Und ein bisschen hab ich davon auch, leider, muss ich sagen, aber ich möchte nicht so sein. Ich finde das ganz…
Vladi: Aber ich hab das nicht so wirklich bei dir bemerkt. Aber weißt du, es ist gut, wenn du es hast, dass du dir dessen bewusst bist, weil du versuchst ja auch, was daran zu ändern. Aber [die] Personen, die ich kannte, die so waren und wahrscheinlich immer noch sind, die sind sich dessen nicht bewusst. Und ich glaube auch, hätte ich irgendwas gesagt, ich glaub auch nicht, dass sie daran irgendwas ändern würden.
Lisa: Das kommt für die gar nicht in [den] Sinn, dass vielleicht man sich für andere Leute auch interessieren könnte.
Vladi: Eben. Das muss ja immer so ‘n Geben und Nehmen sein mit der Freundschaft, nicht nur Nehmen.
Lisa: Nach meinem Gespräch mit Vladi fragte ich meine anderen Freunde und meine Schwester, welche Eigenschaften oder Verhaltensweisen sie in einem Freund oder einer Freundin nicht ertragen könnten. Hier ist Christina:
Christina: Ich glaube, ich würde sehr unehrliches oder unfaires Verhalten in ‘nem Freund oder ‘ner Freundin nicht gut ertragen. Also das müsste sich gar nicht gegen mich richten, aber wenn ich zum Beispiel das Gefühl hätte, ein Freund oder ‘ne Freundin würde in der eigenen Beziehung den Partner dauernd betrügen oder auf irgend’ne Art schlecht behandeln, oder ich wüsste, dass die Person im Job sich schlimm verhält und Leute schlecht behandelt. Also wenn ein Freund gegen die Werte oder gegen das, was mir wichtig ist -- eben fair zu sein und freundlich zu sein -- verstoßen würde, dann hätte ich damit schon ein großes Problem.
Lisa: Hier ist meine Schwester Inga:
Inga: Wenn jemand total besessen von sich selber ist und wenn man das Gefühl hat, der andere bewertet alles, was man sagt und tut, und misst sich an einem irgendwie, das find ich ganz schrecklich. Ich mag auch diese „Gute-Wetter-Freundschaften“ nicht, wenn man jemanden kennenlernt und die dachten, sie wären irgendwie in einer besseren Position als man selber. Die waren dann liiert, also hatten ‘nen Partner oder ‘ne Familie, und man selber war dann noch Single und hatte vielleicht nicht so ’n tollen Job wie sie, und dann haben die Leute sich unheimlich nett einem gegenüber verhalten und waren immer für einen da und dann dachte man, „oh, das ist ein guter Freund,“ und dann hat sich die Lage geändert, zum Beispiel als ich meinen Mann kennengelernt hab, da hab ich auf einmal Freunde verloren, weil die – zwei Frauen waren das – die konnten irgendwie, glaub ich, nicht ertragen, dass es mir auf einmal gut ging und, wie sie vielleicht meinten, besser ging als ihnen. Ist vielleicht auch so bei manchen Leuten im Beruf, wenn einer dann befördert wird und der andere nicht, dann kann ich mir schon vorstellen, dass dann manche Freundschaften auch dran kaputt gehen. Wenn das ‘ne wirkliche, ‘ne richtige Freundschaft ist, dann sollte da kein Neid sein und keine Missgunst und kein Vergleichen. [Dann] kann man zwar traurig sein, wenn man das in dem Moment selber nicht hat, aber man sollte trotzdem immer das Beste für den anderen wollen und sich freuen, wenn’s dem gut geht. Das finde ich jedenfalls. Ich glaub, wenn das ‘ne richtig gute Freundschaft ist, dann kann man zu dem anderen hingehen und sagen: „ach Mist, ich hätte jetzt gerne den Job bekommen. Aber du hast das schon verdient.“ Und dann, glaub ich, wenn man da so offen mit umgeht, auch mit seinen negativen Gefühlen, also wenn man dem anderen dann vielleicht offen sagt, wie man sich fühlt, dann ist das vielleicht ein Zeichen einer guten Freundschaft.
Lisa: Hier ist Annika:
Annika: Unzuverlässigkeit, würde ich sagen. Also wenn man sich jetzt verabredet und die Person kommt nicht oder meldet sich erst ‘ne halbe Stunde später, solche Sachen.
Lisa: Hier ist Jasmin:
Jasmin: Seine Freunde unter Druck zu setzen oder zu viel zu erwarten.
Lisa: Hier ist Erik:
Erik: Wenn die Leute engstirnig sind, also nicht so offen.
Lisa: Christina sieht das ähnlich.
Christina: Ich merk in letzter Zeit häufiger, dass ich ganz deutlich sehe, wenn Menschen irgendwie politische Äußerungen machen, rassistische Äußerungen, oder jetzt grad auch merk ich’s bei allem um Fridays for Future mit Greta Thunberg, wenn plötzlich, weil wir über so ’n Thema noch nie geredet haben, so abschätzige, politisch mit mir nicht zu vereinbarende Sprüche kämen, dann hätte ich [damit] ein Riesenproblem.
Lisa: Annika und mir fielen auch noch ein paar Dinge ein, die uns bei manchen Menschen sehr stören:
Annika: Diese Leute, mit denen du total gut befreundet bist, und dann haben die auf einmal ‘ne Beziehung und haben keine Zeit mehr für dich! Bis sie sich dann irgendwann wieder trennen und dann haben sie wieder Zeit.
Ich: Wenn jemand sich nicht entschuldigen kann. Das find ich auch ganz schlimm.
Annika: Stimmt. Das nervt mich auch. Also ich find’s völlig okay, wenn jemand sagt, „das war kacke, tut mir leid,“ dann ist es auch okay, aber…
Lisa: Ja.
Lisa: Hier ist Lisa Marie:
Lisa Marie: Die Eigenschaft, die ich in Menschen am allerwenigsten mag und mit Menschen, mit denen ich dann auch nicht befreundet sein kann, ist, wenn die andere von oben herab behandeln. Also wenn sie aus irgendwelchen Gründen sich über die andere Person stellen. Ja, so was stört mich einfach unglaublich arg, also egal, ob es jetzt in der Gesellschaft oder in Freundschaften ist, ja, weil ich das einfach falsch finde, weil ich denk, jeder Mensch sollte gleich viel wert sein. Und ich glaub, ich kann mit ganz viel umgehen, also auch mit Leuten, die anders sind oder andere Ansichten haben und vielleicht nicht immer so reagieren wie man’s erwartet, und die Dinge anders machen, das find ich sogar, kann wahnsinnig interessant sein. Das Einzige, wo ich immer sag, nee, damit kann ich überhaupt nicht umgehen, ist halt Arroganz.
Lisa: Das ist lustig, weil genau das hab ich zu Vladi gesagt.
Lisa: Leo war der gleichen Meinung wie wir.
Leo: Ist interessant bei mir, weil ich mich sehr oft auf verschiedene Charaktere einstellen kann. Also, ich denke mal, dass ich da so’n bisschen mehr Toleranz in vielen Sachen zeigen kann, aber Arroganz im Generellen, dass Leute denken, sie dürfen alles sagen, brauchen keine Rücksicht nehmen, weil „wir leben ja in einem freien Land,“ Leute, die sich selber Sachen so vorlügen oder Leute, die immer versuchen, wenn man jetzt über irgendwas redet, immer einen draufzusetzen und immer die bessere Geschichte zu haben.
Lisa: Um mal wieder auf etwas Positiveres zurückzukommen, bat ich meine Schwester und ein paar meiner Freunde, mir von ihren engsten Freundschaften zu erzählen.
Inga, wer ist dein bester Freund oder deine beste Freundin?
Inga: Mein Mann. Das ist mein bester Freund, weil der alles über mich weiß, dem verheimliche ich nichts und der kennt mich so wie ich wirklich bin, von meiner schlechtesten Seite manchmal, aber er weiß, wie ich wirklich bin.
Leo: Meine besten Freunde aus meiner Jugendzeit, mit denen ich so gut wie nie Kontakt habe, aber wenn wir uns dann mal sehen, ist vieles immer noch so, als hätte man sich erst gestern gesehen habt.
Lisa Marie: Meine ziemlich beste und älteste Freundin heißt Leo und mit der bin ich wirklich schon befreundet, seit ich, glaub ich, so zehn und sie zwölf war ungefähr. Ja, wir haben uns einfach kennengelernt, weil wir im gleichen Dorf aufgewachsen sind, in Deutschland, und… ich glaub mit jemandem, mit dem man schon so lang befreundet ist, verbindet einen einfach so viel, einfach die gemeinsame Geschichte, die unendlich vielen Stunden, die wir schon zusammen verbracht haben, und ja, auch irgendwie zusammen erwachsen geworden sind. Ja, umso schwieriger ist es dann geworden, als ich mit Anfang Zwanzig weggezogen bin von da, also dann erst für ‘ne Weile ins Ausland, und dann hab ich ja lang in Frankfurt gelebt und studiert, und ich glaub, was in unserer Freundschaft ganz wichtig ist, ist… also, wir sind sehr, sehr unterschiedlich, weil’s mich eben immer weggezogen hat und ich immer reisen wollte und woanders sein wollte und sie, ja wirklich so sehr glücklich ist in ihrem Nest, also noch an dem kleinen Ort, wo wir aufgewachsen sind, und sie schon, seit sie siebzehn ist, mit ihrem Mann zusammen ist und so und auch nie da wegwollte, und sie das, glaub ich, gar nicht so wirklich verstehen konnte, warum ich wegwollte und ich andersrum nicht verstehen konnte, wie ihr die Decke nicht auf den Kopf fällt. Aber ich glaub, wir wissen das total zu schätzen, dass wir unterschiedlich sind und uns auch gegenseitig auffangen können – meistens sie mich – und dann auch inspirieren können, also dass ich sie dann eher mal vielleicht dazu bewegt hab, auch woanders hinzugehen und ja, dass man sich einfach so sein lässt wie man ist, und bedingungslos füreinander da ist, und da ist einfach auch ganz viel Liebe und Zugehörigkeitsgefühl und ja, dass man einfach total so sein kann, wie man ist.
Erik: Ich kann dir von zwei guten Freunden erzählen, der eine ist Amerikaner und der andere ist Deutscher. Und die sind [sich] zum größten Teil sehr ähnlich, die sind beide sehr zuverlässig, das schätze ich sehr an den beiden, und der eine, der Amerikaner, David, er ist auch sehr empfänglich, und die sind beide sehr locker. Und die Lockerheit fehlt mir ein bisschen und von daher ist es eine Eigenschaft, die ich an diesen beiden Freunden sehr schätze.
Lisa: Gibt es noch andere Eigenschaften, die du an den beiden bewunderst?
Erik: Die sind beide sehr optimistisch und sehr positiv. Der Christian ist ja auch sehr unternehmungslustig, ne, und mit ihm kann ich vieles unternehmen und wir können uns stundenlang über ein einziges Thema unterhalten und wir können über philosophische Sachen sprechen oder über die Politik oder über die Musik, und er ist auch so ein Musikgenießer wie ich.
Lisa: Positivität ist auch eine Eigenschaft, die ich an manchen meiner Freunde sehr bewundere. Hier spreche ich mit Vladi über die Art von Leuten, mit denen wir uns schnell gut verstehen:
Lisa: Ich hab Freunde, die sehr optimistisch sind oder irgendwie total lustig sind und dann denk ich, ich wär auch gerne so, weißte, dass ich so einfach Leute zum Lachen bringen könnte und ein bisschen positiver wär. Diese Art von Leuten ziehen mich dann oft auch an, so Leute, die dann manchmal ein bisschen anders sind als ich. Geht dir das auch so?
Vladi: Oh ja, auf jeden Fall. Bei der Arbeit haben wir jetzt eine neue Kollegin und wir sind innerhalb von kürzester Zeit – also, wie lange ist die schon bei uns, so zwei Monate ungefähr – wir sind jetzt schon so gute Freunde geworden, und es ist halt so ‘ne Sache, dass wir fast gegensätzlich sind -- gerade das, was du erwähnst hast, die ist so, immer so gut drauf und gut gelaunt und macht immer Witze – ich mein, es ist nicht so, dass ich ja jetzt superschlecht gelaunt wäre, aber halt, ich hab nicht so ‘ne Energie wie sie. Das hat mich dann voll angezogen. Wir lachen den ganzen Tag miteinander.
Lisa: Auch Leo sprach davon, wie schnell er in seinem Arbeitsumfeld sehr enge Freundschaften aufbaut.
Leo: Ich find, da können sich sehr intensive Freundschaften entwickeln, einfach weil man so viel Zeit am Tag miteinander verbringt. Ich hab das mit meiner Kollegin Sarah jetze, dass wir auch sofort miteinander geklickt haben. Das ist sehr, sehr intensive Freundschaft, also auch so absolut kein Filter oder irgendwas, und das sind so Leute, die ich in meinem Leben auch brauche. [Wir] sehen uns aber jetzt außerhalb von der Arbeit auch nicht sehr oft, aber es ist halt trotzdem sehr intensiv, und dann hast du andere Leute, mit denen verstehst du dich wunderbar, also [ich] hab sehr viele Kollegen, mit denen ich aber außerhalb von der Arbeit auch nie Zeit verbringen würde -- was jetzt bedeuten würde, dass, wenn ich die Arbeit verlasse oder die gehen würden, würde ich mit den Leuten wahrscheinlich nichts mehr großartig zu tun haben danach. Das ist nicht unbedingt was Schlechtes. Es ist, ich denke, was du aus dieser Zeit mitnimmst, für die Zukunft [, das ist am wichtigsten].
Lisa: Nicola beschrieb, ähnlich wie Leo, dass viele ihrer Freundschaften sie in einer einzelnen Lebensphase begleitet haben.
Nicola: Ich hab das Gefühl, dass ich so Freundschaften in Lebensphasen habe, dass ich Freunde hatte in meiner Grundschulzeit, zu denen ich kaum Kontakt hätte jetzt noch, dass ich Freunde dann an den weiterführenden Schulen hatte, zu denen ich teilweise noch Kontakt habe, aber zu vielen auch nicht. Zu den Zeitpunkten waren das Freunde, mit denen man sich gut verstanden hat und zu den Lebensphasen passten diese Menschen. Aber jeder entwickelt sich auch weiter und auch vielleicht in andere Richtungen, beruflich, aber vielleicht auch in der Familienplanung, und dann geht es doch irgendwie auseinander, man ist sich dann nicht böse, aber der Kontakt ist einfach lose oder gar nicht mehr da. Sehr intensiv habe ich so Freundschaften im Studium erlebt, ich glaube, ich hatte da einfach sehr viel Kontakt mit anderen Menschen in meinem Alter, die ja auch mein Studium begleitet haben, die ja somit auch gleiche fachliche Interessen hatten und somit hat man sich auch oft gefunden. Da hab ich auch noch Kontakt, aber halt zu vielen einfach nicht, weil auch die zu der Lebensphase gepasst haben und durch diese starke räumliche Trennung, dass man einfach jetzt sich auch im Alltag nicht mehr sieht, den Kontakt einfach gar nicht so gehalten hat. Am schönsten find ich einfach die Freundschaften, die einen über verschiedene Lebensphasen hinweg begleiten, ne, also die man immer wieder aufrechterhalten konnte, mal intensiver, mal weniger intensiv, aber wo gegenseitig irgendwie auch kein Frust entstanden ist, weil man grad mal ’ne Phase hatte, die nicht so intensiv ist. Und ich find es schön, wenn es einfach, ja, über mehrere Lebensphasen erhalten bleibt, so wie mit dir. Das, find ich, sind wahre Freundschaften für mich – dass man das erhalten kann, auch wenn wirklich sich so Wege auseinanderbewegen, aber man doch irgendwie noch so ‘n Band verspürt, was einen zusammenhält, weil man viele Dinge gemeinsam gemacht hat oder auch weiterhin Interessen zusammen hat. Oder weil man den Menschen einfach mag und der einem wichtig ist, ‘ne, egal wo er gerade ist.
Lisa: Annika beschrieb eine Art von Freundschaft, die heute leider gar nicht mehr so üblich ist:
Annika: Ich hab noch was Interessantes für dich, ich hab nämlich ‘ne Brieffreundin. Also, ehrlich gesagt, haben wir seit zwei Jahren nur ab und zu mal WhatsApp geschrieben, weil wir’s aus zeitlichen Gründen nicht mehr hinbekommen haben mit Briefen. Aber ich hab die, seit ich, ich glaub, siebzehn bin oder so, also schon einige Jahre, und ich war damals Buffy-Fan, richtig doll, und dann war ich im Internet in so ‘nem Buffy-Forum, und da haben wir uns kennengelernt. Und ja, aus Zeitgründen ist es jetzt nicht mehr so regelmäßig, aber wir haben noch Kontakt, also das find ich eigentlich ganz cool.
Lisa: Brieffreundschaften sind schon irgendwie was Besonderes, ne?
Annika: Ja, voll!
Lisa: Von allen meinen Freunden wäre Leo wahrscheinlich der Letzte, der mir einen Brief schicken würde. Am Anfang habt ihr gehört, wie er erzählte, dass er es z.B. hasst, Postkarten zu schreiben. Aber vor ein paar Jahren schickte er mir überraschend ein Päckchen zum Geburtstag. Da war eine Stoffeule drin, die wir in einem Schaufenster in Dublin gesehen hatten und die ich sehr süß gefunden hatte. Dass er sich daran erinnert hat und mir die Stoffeule besorgt hat, das hat mich sehr berührt. Während unseres Gesprächs erklärte er mir, warum es ihm so schwerfällt, mit guten Freunden, die nicht mehr in seiner Nähe wohnen, in Kontakt zu bleiben.
Leo: Das ist so was, wo ich versuche, konstant, sag ich mal, dran zu arbeiten, aber dadurch, dass ich so viele Leute kennenlerne und auch gerne neue Leute kennenlerne und dann sehr oft mich mit sehr vielen Leuten sehr schnell verstehe, ist es für mich so ein Überfluss… Ich muss jetzt eigentlich mich bei fünf Leuten gleichzeitig melden, wenn’s danach gehen würde, um meine Freundschaften alle komplett aufrechtzuerhalten. Und ich hab damit momentan, glaub ich, ganz große Schwierigkeiten. Also alles, was jetzt über Telefon oder so was geht, dadurch, dass ich den ganzen Tag am Computer sitze, ich muss mich den ganzen Tag mit Leuten unterhalten, telefonieren und E-Mails schreiben, dass ich dann manchmal einfach auch überhaupt keinen Bock mehr habe. Ich freu mich, Konversationen zu halten, aber ich würde dann lieber mit der Person irgendwie ‘nen Tee trinken gehen oder so was und mich direkt unterhalten. Das ist wesentlich einfacher. Ich find’s ein bisschen schwierig und ich glaub, das ist so ‘n Ding unserer Zeit und Generation jetzt momentan auch, dass unser Sozialverhalten da manchmal, glaub ich, so’n bisschen drunter leidet. Technologie ist wichtig, weil wir können uns jetzt unterhalten, wir können uns sehen, ist nicht unbedingt das Gleiche, aber wir können trotzdem ‘nen Draht zueinander aufrechterhalten, was wir damals hätten nicht können, aber es hat halt nicht dieselben Qualitäten.
Lisa: Dass Technologie wichtig ist, das wird mir jetzt immer mehr bewusst, wenn ich an die Folgen des Coronavirus denke. Ich nehme an, dass wir alle in den nächsten Monaten noch viel mehr Gespräche mit Freunden und Familie online halten müssen. Daher bin ich gerade besonders dankbar für WhatsApp und Skype. Und wegen dieser schwierigen Situation geht es in unserer nächsten Episode auch um das Thema Weltuntergangsstimmung. Übrigens könnt ihr mir auch gerne eure Themenvorschläge zukommen lassen. Wenn es ein bestimmtes Thema gibt, über das ihr eine Podcast-Episode hören wollt, sagt mir Bescheid! Macht’s gut, bleibt gesund und bis bald!