Transkript - Halloween
Lisa: Hallo und herzlich willkommen zum spoken german podcast! Ich heiße Lisa, ich bin Deutschlehrerin und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. In dieser Episode geht es um das Thema Halloween. Seit ich klein war, habe ich eine große Faszination für Halloween, zum einen weil ich es mag, mich zu verkleiden, zum anderen, weil ich immer schon schaurige Geschichten mochte. Wie ihr vielleicht bereits wisst, ist Halloween eine irisch-amerikanische Feier. Man vermutet, dass es auf ein gälisches Fest namens Samhain zurückgeht, mit dem die alten Kelten sich vom Sommer verabschiedeten. Sie glaubten, dass in dieser Nacht die Tore zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten offenstanden. Wahrscheinlich lässt sich die ‚trick-or-treating‘ Tradition auf den Glauben zurückführen, dass die Seelen der Toten in dieser Nacht zurückkehren und Verwandte besuchen würden. Mit den Süßigkeiten wollte man sie willkommen heißen. Das Kürbisschnitzen geht auf den Brauch zurück, nach dem irische Bauern schaurige Gesichter in Rüben schnitzten, um böse Geister fernzuhalten. Im 19. Jahrhundert brachten irische Einwanderer die Tradition dann in die USA.
Als ich klein war, wurde Halloween in Deutschland noch nicht wirklich gefeiert. Als Teenager sind meine Schwester Inga und ich aber dann oft verkleidet in Clubs gegangen oder wir haben uns zuhause Horrorfilme angeschaut. Meine spannendste Halloweenfeier erlebte ich während meines Studiums in Kanada, wo ich die gruselige Dekoration der Häuser, die „sound effects“ und die Verkleidungen als um einiges aufwendiger und interessanter erlebte als in Europa.
In dieser Episode erzählen euch Inga und ein paar meiner Freunde, ob oder wie sie Halloween feiern und ob sie einen Lieblingshorrorfilm haben.
Hier ist zuerst Inga:
Inga: Also, [zu] Halloween machen wir nichts Großartiges, aber wir machen immer was Halloween-mäßiges zum Essen und wir höhlen immer ‘nen Kürbis aus und machen also so ‘ne Kürbisfratze und stellen die dann nach draußen oder drinnen mit Kerzen hin. Ich mach dann meistens irgendwelche lustigen Cupcakes, mit so Hexenfüßen rausgucken oder so was, oder Monster-Cupcakes. Und dann machen wir so Würstchenfinger, natürlich vegetarische, so Würstchenfinger mit Mandelspitzen vorne, das sieht dann aus wie echte Finger, mit Ketchup als Blut. Oder dann Monster-Burger, mit Vampirzähnen drin und so, oder dann machen wir auch manchmal Brot, dann machen wir da ein bisschen Kohle rein und dann ist das schwarz. Also, solche Sachen dann halt. Aber jetzt so richtig feiern oder so, seit wir Noah haben, eigentlich nicht mehr. Früher haben wir mal Halloween-Partys gehabt, da haben wir Leute eingeladen und zusammen Kürbisse geschnitzt und dann Horrorfilme geguckt. Und mein Lieblingshorrorfilm ist You’re Next. Und den find ich zwar auch spannend, aber auch unheimlich lustig. Und ich find die Hauptdarstellerin sehr gut, ich find das gut, dass die als stark dargestellt wird, wo man das nicht erwartet. Und da geht’s um ‘ne reiche Familie, also die Eltern laden alle ein, ihre vier Kinder mit Partnern, zu ihrem Hochzeitstag, und dann kommen da so Leute mit Masken, mit so Bärenmasken und so und fangen an, alle umzubringen. Also, das ist ein sehr guter Film, finde ich, lustig, aber nicht zu furchtbar. Also, da kann man viel lachen, da ist auch gute Musik bei, also der gefällt mir gut.
Lisa: Hier ist meine Freundin Nicola:
Nicola: Halloween hatte bisher für mich keine besonders große Bedeutung. So als Jugendliche oder junge Erwachsene hab ich das eigentlich nie gefeiert. Ein bisschen durch dich wurde mein Interesse da geweckt und ich fand es immer ganz witzig, was du so für Ideen hattest, was man so Lustiges backen oder kochen kann. Das fand ich immer superwitzig. Aber ansonsten hab ich nicht viel mit Halloween am Hut. Durch die beiden Jungs [hat] es ein bisschen angefangen, dass wir uns irgendwie mit Gruselsachen und Gespensterdingen beschäftigt haben. Die Kinder fragten danach und ich hab ihnen ein bisschen erzählt, was das für ein Fest ist und dass man das mittlerweile auch in Deutschland feiert. Und die beiden hatten dann Lust [darauf,] ein bisschen was zu basteln dazu, wir haben aus Klorollen und so alten Deckeln Fledermäuse und Gespenster gebastelt, das war ganz witzig, die hängen jetzt bei uns im Fenster. Wir haben ‘nen Kürbis ausgehöhlt, ganz klassisch und mit Kerze drinstehen. Und heute haben wir ‘ne Nachtwanderung gemacht. Da es ja jetzt recht früh dunkel ist, sind wir hier bei uns ins Feld gegangen, hatten unsere Laternenstäbe dabei, und Taschenlampen, und haben ‘ne kleine Nachtwanderung um 18 Uhr gemacht. Da es schon dunkel war, war es ja wirklich gefühlt Nacht, und die Kinder und wir hatten Spaß, und ich denke, das ist die Hauptsache.
Hier ist Christina:
Christina: Verkleiden find ich eigentlich immer geil, ne, ob Fasching oder Halloween oder wann auch immer. Ja, ich find es allerdings ein bisschen traurig, wie das gehandhabt wird, dass es halt immer mehr irgendwie einfach nur Verkleiden ist, weißte, also nicht mehr gruselig und so was, und das find ich irgendwie schöner, wenn man also nicht unbedingt hübsch sein muss, aber halt gruselig, weißte, was ich meine? [Wenn man] so, spooky, ne, sich verkleidet. Ja, also, das geht hier in Irland sehr verloren, find ich. Also wenn da mal ohne Covid irgendwie Halloween war, wo ich war, also, keine Ahnung, da gehen die zu Penneys [=Primark] und kaufen sich da so’n Onesie und rennen da als pinkes Nashorn durch die Gegend oder was weiß ich, ne, wo ich mir denke: 'Hä, was hat denn das jetzt mit Halloween zu tun?' Ja, ich liebe Halloween-Filme, die gehören für mich jedes Jahr auch zu Halloween mit dazu, und da steht dann ganz oben auf der Liste Hokuspokus, auf alle Fälle. Den find ich einfach nur so herrlich. Und dann natürlich noch Witches of Eastwick, find ich sehr geil. Und Witches, mit Angelica Houston. Ja, also Hokuspokus und Witches sind Kinderfilme, also schon seit Ewigkeiten guck' ich die halt immer wieder. Ansonsten Horrorfilme… Scream, ne! Obwohl ich den letztens wieder gesehen habe und festgestellt hab… Also, der wird irgendwie jedes Mal ungruseliger, je öfter ich den gucke, und irgendwie mehr witzig. Also, die Typen, die da in ‘nem Kostüm die Leute umbringen, im ersten Teil, fällt mir irgendwie mehr und mehr auf, also wie oft die doch durch die Gegend fallen. Also, so richtig tollpatschig. Also, muss ich sagen, hab ich dann auch verstanden, wie man da dann ‘nen Scary Movie draus gemacht hat, ne! Und ja, Freddy Krueger gehört für mich zu Halloween halt auch dazu, ne! Und Michael Myers. Obwohl ich die Filme noch nie wirklich gesehen hab, zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass ich die Originalfilme komplett überhaupt jemals gesehen hab. Aber ja, die hab ich zumindest immer im Kopf. Bei Freddy Krueger darf man nicht schlafen gehen und bei Michael Myers, ja, der ist einfach nur crazy und bringt einfach alle Leute um, angefangen mit seiner Schwester. Also, so viel hab ich dann auch mitbekommen. Und das war’s zum Thema Halloween!
Lisa: Hier ist Tonia, die uns das amerikanische Halloween beschreibt, das sie während eines Auslandssemesters miterlebte:
Tonia: Das war wie Karneval, ja! Also, die sind einfach auf die Straße, wie so’n Zug, ja, wie so’n Fastnachtszug, und die Kostüme waren der Hammer einfach, das… wow! Kein Vergleich hier. Der eine war als Duschvorhang [verkleidet], also [hatte] so’n Duschvorhang drum rum, und die Musik lief und es ging ab, also es war wow, und hier ist es ja, naja… hier ist ja so’n Abklatsch, also ich find das lächerlich, weil das hier nichts verloren hat, find ich. Also, ich find’s blöd, ich finde, das hat hier keine Tradition, es ist einfach Kommerz. Für die Kinder vielleicht mal, [aber] muss ich net haben. Also, es ist halt wirklich lasch. Ja, ist so, wenn man das erlebt hat, wie das eigentlich ist. Es ist ja wie Oktoberfest dann in Amerika, ist ja Pseudo-Oktoberfest.
Lisa: Hier ist die andere Christina, die eine ähnliche Meinung vertritt wie Tonia:
Christina: Ich mache zu Halloween normalerweise gar nichts. Was daran liegt, dass ich Halloween einfach nicht mit Deutschland und mit unserer Kultur in Verbindung bringe, mal abgesehen davon, dass ich mit Karneval und Fasching auch nichts anfangen kann. Das mag aber dran liegen, dass ich Halloween selbst in Amerika erlebt habe, als ich damals beim Schüleraustausch war mit 17, in einer amerikanischen High School in Shaker Heights, und dort das original amerikanische Halloween miterlebt habe, mit pumpkin cookies, ausgehöhlten Kürbissen, Kürbisbrot, Kürbiskuchen, dann candy corn, Spinnenweben überall, Gerippe, dann natürlich eine Halloween-Party, zu der ich mich als Grufti gar nicht groß verkleiden musste. Und, ja, das einfach in der Zeit intensiv erlebt habe und als sehr zugehörig zu dieser amerikanischen Kultur. Und ich hab einfach nicht das Gefühl, dass es zu uns hier passt. Und deshalb erleb ich es eigentlich jedes Jahr als Fremdkörper und wundere mich, wenn dann hier immer mehr Deko zu kaufen ist und bin deshalb aber nicht traurig, dass ich es dieses Jahr auch wieder nicht feiern muss.
Lisa: Hier ist mein Kumpel Ramesh:
Ramesh: Ja, hallo, ich bin Ramesh und wohne in Deutschland seit zehn Jahren. Ich komme aus Indien und wegen meines indischen Ursprungs [sagt mir] Halloween wenig, weil ich hab Halloween nur in Fernsehsendungen, amerikanischen Fernsehsendungen mal gesehen. Aber [die] Feier [gab’s] in Indien net. Eine ähnliche Feier, vergleichbar in Indien, ist Diwali. Das ist die größte Feier für ganz Indien. Und da wird [an] dem Tag im indischen ‘epic’ Ramayana, wurde der Bösewicht von den guten Personen, in diesem Fall Gott, getötet. Und so, da feiern wir den ganzen Tag mit Feuerwerk, also das ist [das einzige] Halloween, das ich kenne. In Berlin hatte ich Halloween gefeiert, und das war nur einmal gewesen, wo ich [mir selbst] Medizinverband umgewickelt [hab] und als [Mumie] mit einem Küchenmesser, ja natürlich geschützte Version, [gegangen bin]. Ja, das war lustig, das war wie [eine] andere Party, aber nur [das] Kostüm war anders. Ja, wir hatten Spaß. Ja, und mein Lieblingshorrorfilm ist Drag Me To Hell.
Lisa: Und zuletzt hört ihr noch meine Freundin Ines, die aus Bosnien kommt:
Ines: Es gibt kein Halloween in Bosnien. Wir haben etwas wie Fasching in Deutschland und das war immer spannend für mich, als ich [ein] Kind war, aber das ist ganz anders als Halloween und meine erste Erfahrung mit Halloween war in Deutschland und ich assoziiere diesen Feiertag [immer] mit meinen internationalen Freunden, mit Spielen oder spooky Essen oder so was.
Lisa: Und das war unsere Episode zum Thema Halloween. In der nächsten Episode geht es dann, wie zuletzt versprochen, um Lieblingsserien. Bis demnächst!
Umgangssprachliche Ausdrücke
...-mäßiges = bezüglich... / eine Art...
unheimlich + Adjektiv / Adverb = sehr, extrem + Adj. / Adv.
(nichts / viel / wenig) mit etwas / jemandem am Hut haben = (nichts / viel / wenig) mit etwas / jemandem zu tun haben, sich (nicht / viel / wenig) mit etwas / jemandem beschäftigen
weißte = weißt du, was ich meine?
etwas gucken = sich etwas anschauen (meist: einen Film / eine Serie)
letztens = vor kurzem
jemanden umbringen = jemanden töten, ermorden
mitbekommen = begreifen, verstehen
der Hammer = super, fantastisch
net = nicht
Grufti = auf Englisch: Goth