Transkript - Lieblingsfilme

Lisa: Was hat dir am meisten an dem Film gefallen – an Good Will Hunting?
Nicola: Matt Damon!

Lisa: Hallo und herzlich willkommen zum spoken german podcast. Mein Name ist Lisa, ich bin Deutschlehrerin und ich möchte euch mit diesem Podcast helfen, euer Hörverständnis zu trainieren. In dieser ersten Folge zum Thema erzählen euch meine Schwestern und meine Freundinnen Nicola und Christina von ihren Lieblingsfilmen. Vorsicht, Spoiler Alarm zu ein paar Filmen, unter anderem Die Katze auf dem heißen Blechdach, Waltz with Bashir, Jenseits von Eden und Zeit des Erwachens! Hier ist Nicola:

Nicola: Einer meiner ersten Lieblingsfilme war Knockin‘ On Heaven’s Door, ein deutscher Film mit Till Schweiger und Jan Josef Liefers. Die lernen sich kennen, beide haben eine Krebserkrankung und gehen so auf ihren letzten Trip zur Nordsee, weil ich glaub, einer der beiden hat noch nie das Meer gesehen. Und dann fahren sie zusammen zur Nordsee und erleben verrückte Dinge. Eigentlich ist es so’n Road Movie. Moritz Bleibtreu ist dabei, in ner unheimlich witzigen Rolle, find ich. Den Soundtrack mochte ich unheimlich. Ich find das bei Filmen auch immer total wichtig. Und, auch schon älter, Good Will Hunting.
Lisa: Was hat dir am meisten an dem Film gefallen?
Nicola: Matt Damon! Ich glaube, ich fand es beeindruckend, dass dieser Student – nein, der war kein Student! Nein, der hat da geputzt! – Und der hat ja dann, während er da die Flure geputzt hat, die Aufgaben, die Matheaufgaben der Studenten gelöst.
Lisa: Stimmt.
Nicola: Und am nächsten Tag waren ja alle überrascht. „Wer hat diese Aufgabe gelöst? Die ist ja unlösbar!“ Und dann war’s der Putzmann. Und ich meine, dass der Professor, Robin Williams, ihn gefördert hat und unterstützen wollte, und ich glaub, mich hat dann diese Beziehung beeindruckt zwischen dem Professor und dem entdeckten Mathegenie. Und dass da jemand ist, der ihn so unterstützt und möchte, dass er vorankommt und ja, für ihn kämpft. Ich glaub, das fand ich gut. Ansonsten mag ich sehr gerne europäische Filme. Ich hab zum Beispiel im Studium einen Film kennengelernt, und zwar ist das ein norwegischer Film, der heißt Elling. Bei Elling geht es um zwei Männer, die für zwei Jahre in der Psychiatrie waren, und so’n bisschen von der Außenwelt abgeschlossen, würd ich mal sagen. Und die zwei ziehen zusammen in eine WG und versuchen, ihren Alltag zu bewältigen. Der eine ist ganz zwanghaft, und ja, ich glaube, man würde sagen, Autist, und der andere hat ne geistige Behinderung. Und da sind so schöne Gespräche, dass es richtig Spaß macht, den Film zu gucken. Es ist irgendwie lustig, an einigen Stellen auch traurig, aber [es] ist so bemerkenswert, wie man die beiden Hauptdarsteller mag, auch und besonders weil sie so anders sind.
Noch ein deutscher Film, der mit zu meinen Lieblingsfilmen gehört, ist eigentlich Bang Boom Bang, der ja ganz in der Nähe hier spielt, in Unna. Da geht’s eigentlich um so’n Kleinkriminellen, der irgendwie in was reingeraten ist, wie das oft dann so ist, und ja, auch unheimlich witzige Szenen, unheimlich witzige Dialoge. Ja, schon ziemlich Ruhrpott – Ruhrgebietssprache und auch so Ruhrgebietsmenschen.
Und dann hab ich über dich einen meiner Lieblingsfilme kennengelernt, ein britischer Film, Sterben für Anfänger. Den liebe ich, den guck ich heute auch noch total gerne. Es geht um eine Beerdigung. Auf dieser Beerdigung trifft die ganze Familie ein und es kommen die verrücktesten Sachen ans Licht über den verstorbenen Vater. Also, ganz skurrile Dinge passieren unter den Familienmitgliedern und sind unheimlich lustige Charaktere, find ich, jeder so für sich. Wirklich unheimlich lustig und total nett zu gucken.

Lisa: Hier ist meine Schwester Wibke:
Wibke: Mein Lieblingsfilm, eigentlich immer schon gewesen, ist Die Katze auf dem heißen Blechdach nach einem Theaterstück von Tennessee Williams mit Paul Newman und Elizabeth Taylor. Und in dem Film geht es um, also, eine Familiengeschichte und die Konflikte zwischen den verschiedenen Familienmitgliedern. Brick, der von Paul Newman gespielt wird, und seine Frau Maggie, die von Liz Taylor gespielt wird, fahren zum Geburtstag von Bricks Vater, und Bricks Bruder und seine Frau und Kinder kommen auch. Die erwarten praktisch alle, dass Big Daddy bald stirbt und wollen ihren Anteil an dem Familienerbe sicherstellen. Brick nicht, Brick ist überhaupt nicht daran interessiert, aber Bricks Bruder und seine Frau und zu nem gewissen Anteil auch Maggie. Also Brick selbst wollte mit der Feier nichts zu tun haben, er wollte eigentlich auch gar nicht kommen und fährt da nur hin, weil seine Frau Maggie ihn überzeugt. Und Brick ist Alkoholiker geworden, er wirft sich den Tod seines Freundes Skipper vor und er glaubt, dass Maggie ihn mit Skipper betrogen hat. Maggie will um Brick kämpfen, und sie sieht sich halt wie die Katze auf dem heißen Blechdach, also die Katze, die sich festkrallt, aber immer wieder runtergeworfen wird. Also Brick lehnt sie total ab, aber sie will halt um die Ehe kämpfen. Also, alle kommen dann zusammen, an dem Haus von Bricks Eltern und der Arzt der Familie sagt Brick dann unter vier Augen, dass sein Vater unheilbar krank ist, die anderen wissen das wohl schon. Es kommt dann zu Konfrontationen zwischen Brick und Big Daddy. Sein Vater will wissen, warum Brick trinkt und warum er Maggie nicht mehr liebt. Und letztendlich kommen dann am Ende alle Spannungen, alle unterdrückten Gefühle, Vorurteile, Neid und so weiter zum Vorschein. Und in einer Szene am Ende, die mir immer sehr gut gefallen hat, sagt Brick dann, er sei die ganze Verlogenheit leid. Und zwingt praktisch alle, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Was mir auch an dem Film unheimlich gut gefällt, ist, dass man mit den Protagonisten richtig mitempfinden kann, man kann alle verstehen, alle wirken sehr lebensecht. Der Film zeigt die Wichtigkeit, ehrlich miteinander zu sein. Und der Film zeigt halt, dass nur in Verbindung mit dieser Ehrlichkeit, selbst wenn sie schmerzt, eine Hoffnung für authentische Beziehungen letztendlich besteht.
Der nächste Film ist Waltz with Bashir. Das ist ein dokumentarischer Zeichentrickfilm unter der Regie und aus der Perspektive von Ari Folman, der 1982 als israelischer Soldat während des ersten Libanonkrieges im Libanon stationiert war. Der Film basiert auf realen Interviews und Ereignissen und in dem Film führt Ari Folman selbst Gespräche mit mehreren Israelis, die auch wie er 1982 als Soldaten im Libanon waren. Und er kann sich also nicht mehr an alles erinnern, was passiert ist, er hat mehrere Gedächtnislücken und versucht, sich mit der Hilfe dieser anderen Soldaten daran zu erinnern, was damals wirklich passierte. Er interviewt außer diesen Israelis, die halt einfache Soldaten waren, auch einen Kriegsreporter, der dann über die Rolle des israelischen Militärs bei dem Massaker von Sabra und Schatila spricht. Und im Grunde genommen ist nicht ganz klar, was Folmans Truppe tatsächlich getan hat, aber es scheint, dass sie irgendwie indirekt mit an diesen Massakern verantwortlich waren, weil sie wohl die Viertel, in denen die Massaker stattfanden, nachts mit Leuchtgranaten beschossen hatten. Was auch beeindruckend ist: Der ganze Film selbst ist ein Zeichentrickfilm, aber am Ende gehen dann die Zeichentrickszenen von den weinenden Menschen über zu Originalfilmaufnahmen über das Massaker von Sabra und Schatila und halt auch Fotografien. Und was mir an dem Film auch gut gefiel ist, wie diese Zeichentrickbilder einen richtig surrealen Eindruck und irgendwie so 'ne gewisse Haltlosigkeit vermitteln. Also, [es] ist wie ne Alptraumlandschaft, durch die Farben, die gewählt werden, und die Art der Zeichnungen. Die Art, wie der Film gemacht ist, nimmt einen richtig mit, also man kann mit den Charakteren auch richtig mitempfinden. Es ist wohl auch irgendwie ein Kommentar vielleicht über das, was passiert ist, aber es geht mehr um die Charaktere und wie die empfunden haben und wie die in diese Situation reingeraten sind.
Und der letzte [Film], ja, Jenseits von Eden, basiert auf dem Buch von John Steinbeck. In dem Film geht’s halt um die beiden Zwillingsbrüder Caleb und Aaron, die mit ihrem alleinerziehenden Vater aufwachsen. Der Vater scheint Aaron viel lieber zu mögen als Caleb, Caleb kämpft ständig vergebens um die Liebe des Vaters. Der Vater erzählt den beiden, oder hat den beiden erzählt, dass die Mutter kurz nach der Geburt gestorben ist. Das stimmt aber nicht und in Wirklichkeit hat die Mutter damals die Familie verlassen und leitet ein Bordell in einer nahegelegenen Stadt. Cal erfährt das irgendwann und versucht sie zu kontaktieren, also er schleicht ihr immer hinterher und versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Dann passiert es, dass der Vater in ein Unternehmen investiert, das misslingt aber und er verliert dann dabei fast sein gesamtes Vermögen. Cal will dann das Geld für den Vater wiederbeschaffen, um endlich seine Zuneigung zu gewinnen, er leiht sich dabei Geld von seiner Mutter, also schafft es endlich, Kontakt mit ihr aufzunehmen, sie leiht ihm dann ne größere Menge an Geld, und er steigt dann in ein Geschäft mit einem Bekannten seines Vaters ein. Das läuft so, dass sie billig eine Bohnenernte einkaufen und sie dann teuer an die amerikanische Armee verkaufen. Cal macht dann 'ne Menge Geld und will dann seinem Vater das Geld zu dessen Geburtstag geben. Doch dieser lehnt es ab, weil er durch den Krieg und das Elend des Krieges keinen Gewinn machen will, und wieder schlägt der Versuch, die Zuneigung seines Vaters zu gewinnen, halt fehl. Also, da passiert dann natürlich noch mehr, aber auch in diesem Film kann man mit den Charakteren, besonders mit James Dean, starke Empathie empfinden. Also gerade, wie er immer um die Liebe seines Vaters buhlt, aber immer nur abgelehnt wird. Ja, also was mir daran gefiel, ist, dass die Charaktere mit ihren ganzen Schwächen gezeigt werden und dadurch werden sie noch liebenswerter und man gewinnt noch mehr Mitgefühl mit ihnen. In dem Film sind auch viele biblische Anspielungen, also natürlich auf die Geschichte von Kain und Abel, was ich auch interessant finde.

Lisa: Hier ist meine Schwester Inga:
Inga: Also jetzt zurzeit sind meine Lieblingsfilme What We Do In The Shadows, Whiplash und Moon. Und auch In Bruges. Intermission find ich auch noch gut. Bei Whiplash geht’s um einen Studenten, der Schlagzeug spielt, das ist seine große Leidenschaft, und dann versucht er, in so 'ner Jazzband bei einem ziemlich strengen und irrsinnigen Lehrer einzusteigen. Also, das war unheimlich gut gespielt. Einer der Hauptdarsteller hat ja auch nen Oscar dafür gekriegt, also der ältere. Aber ich find, der jüngere war viel besser. Auf jeden Fall war der unheimlich überzeugend, fand ich. Die letzte Szene vor allem, fand ich unheimlich gut, also die hab ich mir auch noch ein paar Mal hinterher angeguckt. Man ist so, so richtig gefangen da drin, finde ich, also ich fand den unheimlich gut aufgebaut, und ich hasse eigentlich Jazzmusik, aber in dem Film hat mich das überhaupt nicht gestört, da fand ich’s sogar gut. Das war vor allem, also, wie der gespielt hat, aber auch die Geschichte so, wie jemand so besessen ist von irgendwas, der hat ja, glaub ich, sogar noch 'nen Autounfall und geht dann trotzdem dahin. Also unbedingt, um da mitzuspielen, um erfolgreich zu werden, gibt der alles auf -- seine Freundin, alles -- das ist das Einzige, was für ihn wichtig ist, dass er Schlagzeug spielen kann.
Für mich ist vor allem wichtig bei Filmen, dass das Ende interessant ist. Früher fand ich den Film gut The Usual Suspects, aber den Film selbst fand ich eigentlich gar nicht so toll, der war auch ein bisschen langatmig und langweilig, aber das Ende find ich unheimlich gut. Und wenn da so’n Ende ist – bei Fight Club fand ich das Ende auch gut – also, wenn da ein Ende ist, das hat man nicht erwartet vielleicht, oder das nimmt einen so richtig mit… Wenn das Ende nicht richtig Kraft hat, dann sind die Filme für mich nicht so toll. Bei Moon fand ich auch wieder das Ende gut und ich liebe Sam Rockwell. Ich find', der ist ein unheimlich guter Schauspieler und der hat irgendwie auch was, obwohl der jetzt nicht wunderschön ist, ich find' den unheimlich cool irgendwie. Und in Moon ist das ja eigentlich im Endeffekt nur er die meiste Zeit. Also kannst du ja sagen, 99% des Films sieht man nur ihn und er war überzeugend, die Geschichte fand ich gut, ich mag sowieso Science Fiction. Die Musik fand ich auch unheimlich gut. Mir ist es wichtig, dass ich die Schauspieler mag. Ich finde, Tom Cruise ist kein schlechter Schauspieler, zum Beispiel, aber wenn ich jetzt nen Film [mit ihm] sehe, dann sehe ich nur noch Tom Cruise, ich seh dann nicht die Rolle, die er spielt, sondern ist für mich einfach nur Tom Cruise. Das ist bei vielen Schauspielern so, aber zum Beispiel bei Sam Rockwell ist es nicht so seltsamerweise. Da hab ich immer das Gefühl, der ist immer jemand ander[e]s. Und ich find', das ist für mich wichtig, dass die Rollen gut sind. Also, die muss ich nicht vielleicht unbedingt so hundertprozentig verstehen, aber das muss 'ne Rolle sein, die authentisch wirkt.
Ja, In Bruges fand ich unheimlich gut, weil ich Colin Farrell gut finde. Und der war unheimlich lustig, fand ich, und auch gleichzeitig auch so traurig zwischendurch. Der Grund, warum er da war, halt. Und ich find' die irischen Filme, den Humor, einfach unheimlich gut. Den Akzent, den mag ich auch so, und ich mag, dass die sich nicht so ernst nehmen so, auch in Intermission. Sehr menschlich, so.
Ich fand auch unheimlich gut: Reality Bites. Das ist 'ne Liebesgeschichte, glaub ich. aus den neunziger Jahren, als ich auch ein Teenager war, und da geht’s um Studenten, die gerade ihren Uni-Abschluss haben, und dann nicht so wirklich wissen, was sie mit ihrem Leben machen sollen. Dass es nicht genug Jobs gibt, und dann müssen sie 'nen Job nehmen, da sind sie eigentlich total überqualifiziert für. Solche Sachen. Und dann ist da halt die Liebesgeschichte zwischen den besten Freunden. Also, Ethan Hawke war mein Lieblingsschauspieler und ich fand den cool, der war ja auch so’n Antiheld, also ich mag meistens nicht diese Traummänner so im Endeffekt, sondern ich mag die, die so’n bisschen gebrochen sind, die Helden, die nicht so perfekt sind. Das find' ich immer besser, auch jetzt die Frauen, die weiblichen Rollen, ich find' das immer besser, wenn die Leute nicht so perfekt sind.
Ich fand auch schön: Little Miss Sunshine, find ich auch immer noch gut, so traurig einerseits, aber andererseits dann so lustig. Und ich fand auch früher gut: Der Krieger und die Kaiserin. Hab ich schon lange nicht mehr gesehen, deshalb weiß ich nicht, ob der mir noch so gefallen würde, aber die Musik war auch unheimlich schön auch wieder, der Soundtrack. Und da war auch wieder, also, diese totalen Antihelden, ne. American Beauty find ich auch immer noch gut. Das Ende auch wieder, ne, da hat man nicht mit gerechnet. Und die Geschichte einfach. Die Guy Ritchie Filme find' ich super – Lock, Stock [& Two Smoking Barrels], Snatch, The Gentlemen – jetzt, der neue jetzt, war auch sehr gut, fand ich. Ich liebe da den Londoner Slang und wie die sprechen und dieser englische Humor, also find' ich unheimlich gut. So’n bisschen brutal, aber nie so abartig wie in vielen amerikanischen Filmen, fand ich. In Lock, Stock... [waren] die Charaktere unheimlich gut, find' ich. Da denkt man, mit denen wär man auch gerne befreundet, obwohl das alles so Asis sind, ne, irgendwie, aber trotzdem.
Ja, und dann What We Do In The Shadows, ist eigentlich immer noch mein absoluter Lieblingsfilm. Immer wieder, wenn ich den gucke, kann ich mich totlachen. Und den Akzent find' ich geil, aus Neuseeland. Also, der ist so absurd. Da, diese Vampire, die zusammenwohnen, und Peter und dann die anderen alle. Also, ich find' den so lustig, und für mich ist vor allem wichtig… heutzutage gibt es so viele schlechte Nachrichten immer und so viel Elend… ich liebe es, lustige Filme zu gucken, die mich zum Lachen bringen.

Lisa: Hier ist meine Freundin Christina, die in Berlin wohnt:
Christina: Mein Aller-Lieblingsfilm heißt Escalier C, ein französischer Film von 1985, und der spielt in Paris, was schon mal sehr schön ist. Es geht um 'nen sehr zynischen Kunstkritiker, sein Lieblingsmaler ist Hieronymus Bosch, er sieht alles sehr negativ, und er ist ein Frauenheld, hat einen großen Frauenverschleiß. Und der Film ist benannt nach seiner Wohnumgebung und das ist auch so 'ne ganz eingeschworene Hausgemeinschaft. Und in diesem Haus wohnt dann auch eine ältere Frau, die dann auch so vom Schicksal her für ihn ziemlich bestimmend sein wird. Und was ich sehr schön fand, war wirklich so diese Hausgemeinschaft, die treffen sich dann auch, glaub ich, jedes Wochenende oder alle paar Wochenenden, hören dabei viel[e] klassische Musik[stücke], die auch mich irgendwie seitdem durch mein Leben begleiten, weil ich die alle so toll fand, ein bestimmtes Stück von Debussy zum Beispiel. Und er lernt dann auch 'ne Frau in einer Ausstellung kennen -- [da] sind dann so’n paar Dinge, wo er plötzlich so menschliche Begegnungen hat und wo er auch menschlicher wird, aber doch immer wieder aneckt mit so seiner zynischen, negativen Art. Und was ihn dann aber verändert, ist, dass er eben diese ältere Nachbarin kennenlernt, und die erhängt sich dann in dem Haus. Also, das klingt ein bisschen makaber. Er bekommt das mit und das nimmt ihn dann furchtbar mit, und er beginnt, sich mit dem Schicksal dieser Frau auseinanderzusetzen, und die kommt aus Israel und ist halb Jüdin und halb Araberin und ihr Mann ist schon gestorben und sie weiß nicht so wirklich, wo sie hingehört, und hat sich eben deshalb auch umgebracht, weil sie sich nicht mehr auf der Welt zuhause gefühlt hat und würde gern im Garten Getsemina begraben werden. Das klingt alles total kompliziert, aber es macht in dem Film total Sinn. Und eben dieser Forster Lafond, der Kunstkritiker, macht sich plötzlich diesen Wunsch dann zu eigen und setzt alles daran, dass er diesen Wunsch erfüllt. Während dieses Prozesses wird er irgendwie menschlicher, lernt dann auch 'nen Künstler kennen. [Es] gibt so eine Szene, wo er sagt: „In dem Lächeln und der Schleife eines kleinen Mädchens steckt viel mehr von der Welt als in den Hieronymus-Bosch-Gemälden.“ Und der Film hat mich extrem beeinflusst, dass Paris immer so’n Sehnsuchtsort war, diese Auseinandersetzung mit Kunst, auch diese Auseinandersetzung zwischen Zynismus und 'nem liebevollen Blick auf die Welt, für mich ganz toll, der Film.
Der zweite Film ist Vor dem Regen / Before the Rain, also ist von 'nem mazedonischen Regisseur, spielt auch vorm Hintergrund der Jugoslawienkriege in Mazedonien. Es geht um nen Kriegsberichterstatter, der hat auf der ganzen Welt Fotos gemacht, hatte da eine Situation, die ihn dann völlig traumatisiert hat und wo er auch seine eigene Rolle überdacht hat und eigentlich auch nicht mehr als Kriegsfotograf arbeiten will. Er geht dann zurück in sein Dorf in Mazedonien und dort vor dem Hintergrund Jugoslawienkrieges gibt’s eben zwischen der albanischen-muslimischen Bevölkerung und den christlichen Mazedoniern Konflikte, er gerät da auch hinein. Und was an dem Film sehr faszinierend ist, ist, dass er irgendwie so in drei Episoden spielt, die alle miteinander verknüpft sind, die aber dann in der Zeitfolge keinen Sinn ergeben. Es gibt dann so einen Satz, der das dann auch thematisiert, und wo der alte Mönch zu diesem Kiril, dem jungen Mönch, sagt: „Die Zeit stirbt nie, der Kreis ist nicht rund.“ Und für den Regisseur war das symbolisch dafür, dass es immer wieder diese Kreisläufe von Hass und Gewalt gibt und dass diese Kreise aber nicht geschlossen sein müssen und dass man daraus ausbrechen kann. Und der Film ist extrem berührend und der ist extrem beunruhigend, weil man sieht, wie eben gerade so Bürgerkriegssituationen auch vor religiösem Hintergrund Menschen, die jahrhundertelang friedlich zusammengelebt haben, plötzlich zu Feinden machen kann. Alle Rollen sind super besetzt, also der Film ist extrem beeindruckend.
Der dritte [Film] ist auch so einer, und zwar ist das Zeit des Erwachens / Awakenings. Also, Robin Williams spielt 'nen jungen Arzt in 'nem Brooklyner Krankenhaus, arbeitet in der Psychiatrie, und hat dort viele Patienten, die in so’m Dämmerzustand -- quasi gar nicht anwesend -- sind, ist auch kaum Ansprache und es wird so hingenommen bisher von den Ärzten und Pflegern. Und dann bemerkt er aber plötzlich, weil er eben mit den Patienten auch arbeiten will und sie auch fordern will, bei einem der Patienten, dass trotzdem in diesem Zustand, der so 'ne Art Locked-In-Syndrom ist, das Bewusstsein immer noch da ist. Und dann gibt er ihnen in hoher Dosis Dopamin und dadurch erwachen sie wieder. Und das ist irgendwie auch extrem berührend, wie die aus dem Zustand wiederkommen, wie sie teilweise realisieren, dass sie Jahrzehnte weg waren, was sie verpasst haben, und das ist extrem menschlich und berührend und von Robin Williams auch ganz toll gespielt, und Robert de Niro spielt diesen einen Patienten großartig. Und das Tragische am Ende ist dann aber – es beruht ja auch alles auf 'nem realen Fall – dass der Körper dann leider daran adaptiert und so hoch die Dosen auch sind an Dopamin, irgendwann reicht es nicht mehr und dieser Zustand kehrt zurück, und das ist natürlich schrecklich, und ich hab bei dem Film auch so oft schon so schlimm geweint, aber find' ich wirklich ganz toll gemacht, aber auch diese Menschlichkeit, weil ja dann mit den Patienten danach die Pfleger anders umgehen, weil sie wissen, dass sie das mitbekommen, wie man mit ihnen umgeht. Der ist so’n Film, der die Wichtigkeit von Mitgefühl und Menschlichkeit irgendwie mir sehr mitgegeben hat.

Lisa: Christina und ich fanden bei dem Gespräch heraus, dass wir beide auch den Film Eternal Sunshine of the Spotless Mind zu einem unserer Lieblingsfilme zählen. Ich fragte daher Christina, was ihr an dem Film besonders gut gefällt.
Christina: Ich mag sehr dieses Spielerische. Ich find' auch alles, was mit Gehirn zu tun hat, sehr spannend, und wie viel können wir bestimmen, was nicht? Dieses Unweigerliche der Liebesgeschichte – es wird ausradiert, aber es hat so viel Bedeutung, dass es nicht wirklich ausradiert werden kann. Dass eben diese Verbindung einfach da ist, selbst wenn sie sich vergessen haben. Und auch die Art, wie sie miteinander umgehen, find' ich sehr schön, die Bilder sind super-poetisch. [Ich] find, das hat so 'ne ganz leise, schöne Art zu schildern, was Liebe ausmacht, oder Verbundenheit.
Lisa: Stimmt.
Christina: Auch die Art zu erzählen, eben mal anders, nicht so’n lineares Erzählen, sondern auch so verschachtelt, also wirklich toll.     

Lisa: Und das war der erste Teil unserer Episode zum Thema Lieblingsfilme. Wenn euch dieser Podcast gefällt, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr ihm in eurer Podcast-App eine Bewertung hinterlassen könntet und den Podcast mit euren Freunden teilen würdet. Vielen Dank! Bleibt gesund und bis bald!



Umgangssprachliche Ausdrücke


vorankommen = weiterkommen [= to move forward, to progress]
in etwas reingeraten = to blunder into sth.
etwas leid sein = to be sick of sth.
etwas kriegen = etw. bekommen, erhalten
da... für = dafür
Asis = chavs (BE), knackers (IE), white trash (AE)
sein Frauenverschleiß = the rate he goes through women
(bei jemandem) anecken = to rub sb. the wrong way, to not find common ground with someone
jemanden (sehr / furchtbar) mitnehmen = to unsettle sb., to trouble sb., to weigh (heavily) on sb.